Thomas Theodor Heine

Thomas Theodor Heine wurde am 28. Februar 1867 als Sohn eines jüdischen Gummiwarenfabrikanten in Leipzig geboren. Dort besuchte er die Thomasschule. Als er 1884 kurz vor dem Abitur anonym ein paar Karikaturen in den Leipziger Pikanten Blättern veröffentlicht hatte und seine Identität bekannt wurde, verwies man ihn sofort von der Schule. Daraufhin begann er eine Ausbildung an der Kunstakademie Düsseldorf.

Dort wurde er unter dem Kneipennamen Hardekopp Mitglied in der zunehmend national gesinnten „saufenden Studentenverbindung“ Tartarus. In dieser Verbindung kam es 1889 zwischen dem Juden Heine und einem bekennenden Antisemiten zum Streit, worauf Heine für ein Jahr aus der Kunstakademie ausgeschlossen wurde und nach München ging.

 

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Dort arbeitete er als Landschaftsmaler und ab 1892 als Zeichner und Karikaturist für die Fliegenden Blätter und die Zeitschrift Jugend. 1895 lernte er den Verleger Albert Langen kennen, mit dem er die Konzeption für die im Jahr darauf erscheinende wöchentliche Satire-Zeitung Simplicissimus entwickelte. Von Heine stammt die rote Buldogge, das Cover-Logo der Zeitschrift.

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Heine arbeitete weiterhin auch für die Fliegenden Blätter und entwarf Annoncen und Werbeplakate etwa für Henkell-Sekt oder die Sektkellerei Schloss Wachenheim.

Die Zeichner und Redakteure des Simplicissimus attackierten stets mit Witz und Intelligenz die autoritären Obrigkeiten im Lande, speziell im Beamten- und Offiziersstand, und überhaupt den Mief im Kaiserreich. Als die vierte Ausgabe wegen eines Gedichts von Georg Herwegh in Österreich verboten wurde, durfte Heines Dogge, von ihm  so karikiert, einem K.u.K.-Wachmann ans Bein pinkeln, als der gerade Plakate des Simplicissimus entfernte. Oder als der Verkauf des Satiremagazins auf preußischen Bahnhöfen verboten wurde, durfte die Dogge in der nächsten Ausgabe einen ganzen Zug fressen. So kam es immer wieder zu Presseprozessen gegen die Urheber solcher Schmähungen.

1998 sorgte Kaiser Wilhelm II. persönlich dafür, dass Th. Th. Heine wegen Majestätsbeleidigung zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt wird. Die durfte er schließlich in der Festung Königstein absitzen, wo er seinen Leidensgenossen Frank Wedekind traf. Doch durch solche Prozesse erhöhte sich vor allem seine Popularität und in Folge die Auflage des Simpl, wie das Blatt bald liebevoll genannt wurde.

Im Ersten Weltkrieg verhielt sich auch der Simplicissimus zurückhaltend patriotisch und wurde erst ab 1920 wieder bissiger. Selbst nach der Machtergreifung Hitlers und bis zum Reichstagsbrand Endes Februar 1933 kämpfte Heine zusammen mit dem Chefredakteur Franz Schoenberner journalistisch unverdrossen weiter gegen das sich  etablierende Nazi-Regime.

 

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Da hatten sich andere Zeichner des Simplicissimus längst in die Büsche geschlagen und produzierten nun eher harmlosen Ulk, wie z.B. Olaf Gulbransson oder Eduard Thöny. Heine wurde von SA-Schergen in einer Redaktionssitzung gezwungen, schriftlich seinen Austritt aus der Redaktion zu erklären. Zudem stand er wegen seiner bissigen Karikaturen und vieler Anti-NS-Artikel, die zwischen 1923 und 1933 im Simpl erschienen waren, auf den Verhaftungslisten der Gestapo. Dem inzwischen 66-Jährigen gelang die Flucht mit fremden Pass nach Prag. 1936 ließ er sich in Brünn nieder. 1938 musste er sich angesichts der Besetzung des Sudetenlandes nach Norwegen absetzen, wo er nach Erhalt einer Aufenthaltsgenehmigung für das Osloer Dagbladet arbeitete. Aber seine Flucht vor den Nazis ging weiter: Als 1940 auch Norwegen okkupiert wurde, floh er kurz darauf nach Schweden und nahm dort die schwedische Staatsbürgerschaft an.

In Schweden lernte er Max Tau kennen und begann auf dessen Anregung hin den satirischen Roman Ich warte auf Wunder mit einigen autobiographischen Einsprengseln zu schreiben. Das Buch wurde 1944 zunächst in schwedischer Übersetzung in Max Taus Neuem Verlag herausgebracht. „Ich bin wunderbar durch alle Gefahren hindurchgekommen, indem ich sie nicht zur Kenntnis nahm," so sein Fazit über seine Zeit im Exil. In jenen Jahren hatte er sich mit Rücksicht auf seine mit der gemeinsamen Tochter noch in Deutschland lebenden nichtjüdischen Ehefrau eher zahm verhalten. Was ihm in Emigrantenkreisen einige Kritik einbrachte.

Zu Heines 80. Geburtstag ehrte ihn 1947 das „Schwedische Nationalmuseum“ in Stockholm mit einer großen Retrospektive seiner Arbeiten. In Deutschland wurde erst im Jahr 2000 wieder an ihn erinnert, mit einer Ausstellung in der Münchner „Städtischen Galerie im Lenbachhaus“, die später auch im Berliner „Bröhan-Museum“ gezeigt wurde.

Thomas Theodor Heine starb am 26. Januar 1948 in Stockholm.

(hhb)

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