Erich Ohser

Erich Ohser wurde am 18. März 1903 in Untergettengrün bei Oelsnitz im Vogtland geboren. Als er sechs Jahre alt war, zog seine Familie nach Plauen. Dort besuchte er die Bürgerschule und danach eine Einrichtung, die ihn aufs Lehrer-Seminar vorbereiten sollte. Ab 1917 machte er eine Schlosserlehre und ging 1920 zunächst als Abendschüler auf die Staatliche Akademie für Graphische Künste und Buchgewerbe in Leipzig. Im Jahr darauf wurde er dank eines Stipendiums regulärer Student.

Nebenher verdiente er sich Geld durch Zeichnungen für die Volkszeitung für das Vogtland, für das Sächsische Volksblatt in Zwickau und für die Neue Leipziger Zeitung, bei der ihn Erich Kästner eingeführt hatte. Kästner, Erich Knauf von der Volkszeitung und Ohser bildeten bald den junggeselligen „Freundeskreis der drei Erichs“.

 

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Nach Beendigung seines Studiums als Meisterschüler zog er gemeinsam mit Kästner nach Berlin. Dort arbeitete Ohser als Buchillustrator für die Büchergilde Gutenberg und als Karikaturist für den Vorwärts. Und ab 1931 auch für die Berliner Neue Revue. Vor allem mit seinen Karikaturen über Hitler und Goebbels (Wohin rollst Du, Goebbelchen! – die Verballhornung eines Romans von Leo Perutz) machte er sich bei den Nationalsozialisten nicht gerade beliebt. Zusammen mit Erich Kästner, dessen Bücher auch er illustrierte, unternahm er Reisen nach Paris, Leningrad und Moskau. Die Reisen in die Sowjetunion trugen dazu bei, dass er den Kommunismus entschieden ablehnte.

Nach der Machtübernahme durch die Nazis erhielt er Berufsverbot. Dennoch bewarb er sich 1934 bei der Berliner Illustrirten Zeitung, wo man gern einen Comic ähnlich wie Micky Maus veröffentlichen wollte. Er schickte erste Entwürfe seiner „Vater und Sohn“-Zeichnungen, die er allerdings nicht unter seinem Namen veröffentlichen durfte. Darum wählte er das Pseudonym e. o. plauen (seine Initialen plus den Namen der Stadt, in der er aufgewachsen war) und konnte so wieder arbeiten. Allerdings mit der Auflage, sich keinesfalls politisch zu betätigen. Im Dezember 1934 wurde die erste von insgesamt 150 Vater und Sohn-Geschichten von der BIZ gedruckt.

Dazu Erich Ohser: „Ich bin als Sohn geboren und habe mich im Laufe der Jahre zum Vater emporgearbeitet – habe sozusagen von der Pike auf gedient. Meine ersten Jahre verlebte ich in einem einsamen Grenzhaus mitten im Walde, im oberen Vogtlande. Mein Vater war Grenzbeamter und außerdem ein glücklicher und guter Mensch. Die ‚Vater und Sohn‘-Zeichnungen sind Erinnerungen an meine Kindheit, ausgelöst durch die Freude am eigenen Sohn.“

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Von 1936 an geriet Ohser unter verstärkte Beobachtung durch die Gestapo. Zu der Zeit schützte ihn Goebbels noch, weil er ihn als Presse- und Filmzeichner benötigte. Ab 1940 wurde Ohser sogar Mitarbeiter der wöchentlich erscheinenden NS-Propaganda-Zeitschrift Das Reich, wohl wegen seiner gekonnten Stalin-Karikaturen. Und später wegen seiner Karikaturen über die alliierten Angriffe. Ohser dazu gegenüber Freunden: „Ich zeichne gegen die Alliierten – und nicht für die Nationalsozialisten."

Zusammen mit Manfred Schmidt, dem Schöpfer von Nick Knatterton, zeichnete er noch für die Deutsche Zeichenfilm GmbH den 17minütigen Zeichentrickfilm Armer Hansi, der 1944 in die Kinos kam.

Ohser aber konnte seine Abneigung gegen das Nazi-Regime auf Dauer nicht unterdrücken. Er und Knauf wurden von einem Nachbar-Ehepaar denunziert, verhaftet und sollten vor dem Volksgerichtshof von Roland Freisler angeklagt und abgeurteilt werden. Vor Prozessbeginn, in der Nacht vom 5. auf den 6. April 1944, erhängte sich Ohser in seiner Zelle – sein mit ihm verhafteter Freund Erich Knauf wurde zum Tode verurteilt und Anfang Mai hingerichtet. Ohsers Anklage in einem letzten Brief an Freisler: Möge der Fluch von hunderttausend Kindern auf Sie herabkommen! Oh, welche Vorstellungen, mit diesen Hinrichtungen gegen die Wahrheit ankommen zu wollen!“

Seit 1995 vergeben die Stadt Plauen und die e.o.plauen-Gesellschaft e.V. zur Erinnerung an Erich Ohser alle drei Jahre den e.o.plauen-Preis in Höhe von 5.000 Euro an verdiente zeitgenössische Karikaturisten und einen mit 2.500 Euro dotierten Förderpreis an junge Karikaturisten unter 35 Jahren.

(hhb)