Margaret Bourke-White

Die amerikanische Fotografin Margaret Bourke-White war die erste Kriegsberichterstatterin der US-Streitkräfte. Zuvor hatte sie als Architektur- und Industriefotografin sowie als Fotoreporterin für namhafte US-Zeitschriften wie Fortune, das Life-Magazin oder die Time gearbeitet und auch aus Deutschland und der Sowjetunion berichtet.

Margaret Bourke-White wurde am 14. Juni 1904 in der New Yorker Bronx geboren, als Tochter ihres jüdischen Vaters Joseph White und ihrer katholischen Mutter Minnie Bourke. Die gab ihr für ihren Lebensweg den Ratschlag: „Be unafraid!“ (sei furchtlos). Daran hat sie sich stets gehalten.

Sie begann zunächst ein Studium der Biologie an der Columbia University und setzte das in Michigan fort. Um Geld fürs College zu verdienen, gab sie Kurse in Naturkunde und Fotografie, die für sie zu einer wichtigen Nebenbeschäftigung geworden war. 1927 eröffnete sie ihr erstes Fotostudio in Cleveland, experimentierte mit neuen Techniken und dokumentierte bald darauf mit ihren spektakulären Fotos von Werksanlagen die rasante Wirtschaftsentwicklung in den USA.

 

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Margaret Bourke-White anlässlich des Interviews der Fernsehsendung Person to Person, 29. August 1955

Copyright: Bureau of Industrial Service; a former division of the advertising agency Young & Rubicam, widely used for distribution of publicity materials in early television (Wikimedia gemeinfrei)

1929 kehrte sie nach New York zurück und bekam von der Zeitschrift Fortune und verschiedenen Bildagenturen Aufträge als Bildjournalistin. So konnte sie sich ein Atelier im Chrysler Building einrichten. 1930 reiste sie erstmalig in die Sowjetunion und machte auch dort Fotos von der fortschreitenden Industrialisierung, zum Beispiel in Magnitogorsk in West-Sibirien. 1932 folgten Bildreportagen aus Deutschland, von I.G. Farben oder den Werften in Hamburg.

Ihr großer Durchbruch erfolgte 1936 als Gründungsmitglied des Life-Magazins, für dessen Startnummer sie ein Foto-Essay über den Staudammbau am Fort Peck Lake lieferte. 1937 dokumentierte sie zusammen mit ihrem späteren Ehemann Erskine Caldwell die Lebensbedingungen von Feldarbeitern im sogenannten Dust Bowl – im Süden der USA, wo damals eine extreme Dürre herrschte. Daraus entstanden mehrere Berichte und das gemeinsame Buch „You have seen their Faces“.

1938 war sie erneut in Europa und machte unter anderem einen Bildbericht über die Sudetenkrise. Und 1941 war Margaret Bourke-White für Life in der Sowjetunion und fotografierte im Juli von einem Dach aus den deutschen Bombenhagel auf Moskau.

Danach wurde sie die erste Bildberichterstatterin der US-Armee im Rang eines Lieutenant Colonels, im Tross von General Patton. Von da an konnte sie auch für Life den Kriegsverlauf aus amerikanischer Sicht in Fotos darstellen. Schon auf der Überfahrt nach Afrika wurde ihr Schiff, das Flaggschiff eines großen Konvois, durch ein Torpedo schwer getroffen. Bourke-White gehörte zu den Geretteten und landete in Algier.

Sie lieferte beeindruckende Fotos besonders aus der Endphase des Zweiten Weltkriegs. Darunter Luftaufnahmen von zerbombten Städten wie Mainz, Frankfurt, Köln oder Bremen und von den Ruinen im Ruhrgebiet. Besonders am Herzen lagen ihr die Aufnahmen aus dem KZ Buchenwald, wo General Patton die Weimarer Bevölkerung zum Marsch auf den Ettersberg zwang, um ihnen das Grauen zu zeigen, das sich vor ihren Augen jahrelang abgespielt hatte. Auch bei der Befreiung des Zwangsarbeiterlagers in Leipzig-Mockau war sie mit der Kamera dabei. Ihre Erlebnisse in dieser Zeit fasste sie in dem Buch „Deutschland, April 1945“ zusammen.

Ab 1946 war sie für längere Zeit in Indien und dokumentierte dort die Teilung. In Life erschien damals ihr Foto von Mahatma Gandhi am Spinnrad. Weitere wichtige Bildreportagen von ihr entstanden noch im Korea-Krieg und über die Apartheid in Südafrika.

Mitte der 1950er Jahre erkrankte Margaret Bourke-White an Parkinson und musste ihre Arbeit von da an reduzieren. 1963 veröffentlichte sie ihre Autobiographie, aus der die Leser erfuhren, dass Life von ihr sogar eine Bildreportage vom Mond erbeten habe. Sie habe zugesagt – sobald es eine Reisemöglichkeit dorthin gäbe.

Margaret Bourke-White starb am 27. August 1971 im Alter von 67 Jahren an den Folgen der Parkinson-Krankheit in Stanford/Connecticut.

(hhb)

 

Quellen

Eva Weickart: Margaret Bourke-White / in FemBio

Solveig Grothe: Frau unter Feuer / SPIEGEL Geschichte vom 22.1.2013

 

Bücher:

Margaret Bourke-White: Moments of History / Verlag La Fabrica

Margaret Bourke-White: Licht und Schatten. Mein Leben und meine Bilder / Droemer Knaur, 1964

Margaret Bourke-White: Deutschland, April 1945 / Schirmer/Mosel 1979