Erich Salomon

Erich Salomon wurde am 28. April 1886 als Sohn des jüdischen Bankiers Emil Salomon in Berlin geboren. Der großbürgerlich erzogene und mehrsprachig aufgewachsene Erich Salomon studierte zunächst Maschinenbau an der TU Charlottenburg, später Jura in München und Berlin. Während des Ersten Weltkriegs geriet er schon im September 1914 während der Schlacht an der Marne schwer verwundet in französische Gefangenschaft und wurde erst 1917/18 im Verlauf eines Gefangenenaustausches in die Schweiz entlassen.

Beruflich begann Salomon nach dem Krieg als Börsenmakler. Und als infolge der Inflation das Familienvermögen dahingeschmolzen war, gründete er ein Taxi-Unternehmen und warb dafür in der Vossischen Zeitung: „Dr. der Jurisprudenz gibt Ihnen während der Beförderung Instruktionen über die Regierungsmaßnahmen zur Währungsumstellung von der Deutschen Mark zur Rentenmark“. Diese Anzeige soll den Ullstein-Verlag auf ihn aufmerksam gemacht haben – 1925 wurde er dort Mitarbeiter in der Werbeabteilung. Nebenbei begann Salomon für den Verlag zu fotografieren.

 

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1928 gelang ihm sein erster Scoop für die Berliner Illustrirte Zeitung: eine heimlich während eines Mordprozesses aufgenommene Bildreportage. Bald danach begann Salomon als freier Fotoreporter zu arbeiten und wurde schnell zum Star unter seinen Berufskollegen. Seine stets mit seinem Namen gezeichneten Fotos erschienen in zahlreichen deutschen und internationalen Medien. Salomon arbeitete nicht mit den unhandlichen Plattenkameras, sondern zunächst mit einer deutlich kleineren Emanox-Kamera und ab 1930 mit einer Leica. Dank der lichtstarken Objektive konnte er ohne Stativ und Blitzlicht fotografieren und machte diese Fotografie ohne Pose zu seinem persönlichen Stil. Um auch heimlich Bilder schießen zu können, nutzte er in Diplomatenköfferchen verborgene Kameras. Vor allem aber verschaffte ihm sein stets tadelloses Auftreten, seine guten internationalen Verbindungen und seine diskrete Fototechnik immer wieder Zugang zu wichtigen oder interessanten Versammlungen oder Empfängen. So war er der erste Pressefotograf, der im Weißen Haus fotografieren durfte, aber auch im Haus des Völkerbunds in Genf, im Berliner Reichstag oder bei internationalen Politikertreffen. Zu vielen Politikern hatte er ein fast freundschaftliches Verhältnis. So soll der französische Außenminister Aristide Briand gesagt haben: „Was ist schon eine internationale Konferenz, wenn Salomon nicht dabei ist...“ oder „Ah, le voilà! Le roi des indiscretes!“

Zur Zeit der Machtübernahme der Nationalsozialisten hielt sich Salomon mit seiner Frau und seinem jüngeren Sohn in den Niederlanden auf, in der Heimat seiner Frau. Von dort aus arbeitete er weiter, bis die Wehrmacht 1940 in Holland einmarschierte. 1942 tauchte die Familie unter, wurde aber denunziert, verhaftet und 1944 zunächst ins KZ Theresienstadt und von dort im Mai 1944 nach Ausschwitz-Birkenau verschleppt. Nach Unterlagen des Roten Kreuzes wurden sie wahrscheinlich am 7. Juli 1944 ermordet.

Der nach England geflohene ältere Sohn Otto Erich Salomon hat nach dem Krieg noch vorhandene Negative Erich Salomons wieder zusammengetragen und die rund 10.000 Fotografien und anderes Archivmaterial der Berlinischen Galerie überlassen. Und die Deutsche Gesellschaft für Fotographie (DGPh) vergibt seit 1971 den Dr.-Erich-Salomon-Preis als Auszeichnung für eine „vorbildliche Anwendung der Photographie in der Publizistik.

(hhb)