Reinhard Appel

Reinhard Appel war Journalist, Hörfunk-Intendant und Chefredakteur des ZDF, wo er maßgeblich an der Gründung des „heute-journal“, von „WISO“ und dem „Morgenmagazin“ beteiligt war.

Reinhard Appel wurde am 21. Februar 1927 in Königshütte/Oberschlesien geboren, wuchs aber in Berlin-Spandau auf und besuchte dort die Volks- und Mittelschule. Danach bewarb er sich an der Lehrerbildungsanstalt in Berlin-Schöneberg und wurde 1944 Lehramtsanwärter in Brandenburg/Havel. Da war er gleichzeitig „Kriegseinsatzführer“ in einer Hitlerjugend-Division und wurde noch im Januar 1945 im Alter von gerade einmal 17 Jahren zum letzten Aufgebot der Wehrmacht an die Oderfront eingezogen.

Nach Kriegsende begann er 1946 als Volontär bei der Stuttgarter Zeitung, wo sein älterer Bruder bereits als Sportredakteur tätig war. Anschließend war er dort bis 1950 Redakteur und Reporter. Als seine Familie dann nach Bonn zog, ging er mit und arbeitete dort bis 1973 als Korrespondent für die Stuttgarter Zeitung und die Süddeutsche Zeitung. In den Jahren 1962/1963 war er zudem Vorsitzender der Bundespressekonferenz und moderierte ab 1963, dem Gründungsjahr des ZDF, anfangs als freier Mitarbeiter bis 1976 und erneut wieder von 1979 bis 1991 insgesamt 250 mal die ZDF-Reihe „Journalisten fragen – Politiker antworten“. Dafür wurde er schon 1972 mit der Goldenen Kamera ausgezeichnet. Daneben hatte Appel ein neues Sendeformat entwickelt, mit dem er die Distanz zwischen den Bürgern und ihren Politikern verringern wollte: die ZDF-Reihe „Bürger fragen – Politiker antworten“. Das lief zunächst auch ganz gut an, bis im Jahr 1979 holländische Studiogäste den damaligen Oppositionsführer Helmut Kohl ziemlich aggressiv befragten. Da rastete Franz Josef Strauß aus und verlangte die sofortige Ablösung von Appel. Der blieb aber dem ZDF erhalten, nur das neue Sendeformat wurde eingestellt.

 

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Reinhard Appel während der ZDF-Sendung "nachtstudio" zum Thema: "Die lange Nacht der Fernsehpioniere" in Berlin-Tempelhof

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Erwähnenswert ist, dass Appel in den Jahren von 1965 bis 1987 auch die damaligen „Elefantenrunden“ mit den jeweils amtierenden Kanzlern und ihren Herausforderern aus der Opposition moderierte.

Hauptberuflich war er ab 1973 Intendant des Deutschlandsfunks, bis er 1976 als Chefredakteur vom ZDF berufen wurde. Dort war er an der Gründung zahlreicher Sendungen beteiligt, die bis heute existieren: das „heute-Journal“, „WISO“ oder das „Morgenmagazin“. Chefredakteur blieb er, bis er 1988 beim ZDF ausschied

Als Hörfunkbeauftragter von ARD und ZDF betreute Appel ab 1992 den ehemaligen Ostberliner Deutschlandsender Kultur und half dabei, durch Fusion mit dem Kölner Deutschlandfunk und RIAS Berlin daraus einen Auslandssender der Bundesrepublik zu formen: das Deutschlandradio bzw. Deutsche Welle, die 1994 ihren Sendebetrieb aufnahmen.

Reinhard Appel war als Fernsehjournalist sichtbar und unsichtbar, wie Philipp von Studnitz es einst definierte: Als TV-Moderator wurde er landesweit bekannt. Aber als Erfinder vieler Fernsehformate wirkte er auch nachhaltig hinter den Kulissen der öffentlich-rechtlichen Anstalten.

1970 wurde Appel mit dem Adolf-Grimme-Preis ausgezeichnet und 1972 erhielt er neben der Goldenen Kamera noch den Theodor-Wolff-Preis.

Reinhard Appel starb am 26. Juni 2011 im Alter von 84 Jahren in Bonn.

Der ZDF-Intendant Markus Schächter merkte nach seinem Tod an, „Reinhard Appel sei eine der wichtigsten journalistischen Persönlichkeiten in der Nachkriegsgeschichte der deutschen Publizistik gewesen.“

 

(hhb)

 

Quellen:

Der Vater der Elefantenrunde / WELT Print vom 21.2.2007

Jochen Hieber: Als Politiker noch antworteten / FAZ vom 27.6.2011

Ehemaliger ZDF-Chefredakteur Appel ist tot / Südd. Zeitung 27.6.2011

Er erklärte die Welt vor und hinter den Kulissen / BZ vom 5.7.2011

 

Bücher:

Reinhard Appel: Wir vom Jahrgang 1927 / Wartberg Verlag 2007

Reinhard Appel: Es wird nicht mehr zurückgeschossen – Erinnerungen an das Kriegsende / Lingen Verlag 1995

Reinhard Appel: Pack die Badehose ein – Urlaub in den 50er Jahren/ Wartberg Verlag 1997

Reinhard Appel: Einheit, die ich meine – 1990-2000 / Köln 2000