Hans Bredow

Hans Bredow war als Hochfrequenztechniker ein Rundfunkpionier. Er hatte die Idee, mit Hilfe der neu entwickelten Röhrentechnologie einen Übertragungsweg zu schaffen, der von möglichst vielen Menschen genutzt werden konnte. Ein neues Massenmedium, das er als Rundfunk bezeichnete. Erste Unterhaltungssendungen wurden nach dem Ersten Weltkrieg von einer Sendeanlage ausgestrahlt, an der eine Telegrafentruppe des Heeres jahrelang getüftelt hatte. Nun sollte der weitere Ausbau solcher Rundfunksender in geordnete Bahnen gelenkt werden – darum ernannte man Bredow zum Rundfunk-Kommissar der Weimarer Republik. In dieser Funktion und als Staatsekretär im Postministerium trieb er den Ausbau einer Senderinfrastruktur voran.

Hans Carl August Friedrich Bredow wurde am 26. November 1879 in Schlawe/Hinterpommern geboren. Nach der Schulzeit studierte er in der Kieler Universität sowie am Polytechnikum in Köthen/Anhalt Elektrotechnik. 1908 wurde Bredow Direktor der Gesellschaft für drahtlose Telegraphie m.b.H. (Telefunken) in Berlin. In dieser Funktion half er entscheidend, die drahtlose Telegraphie für den Schiffs- und Überseefunk zu entwickeln und auszubauen.

Im Ersten Weltkrieg war er Leutnant der Funkertruppe. Dort experimentierte er mit einer neu entwickelten Röhrentechnologie und startete an der Westfront einen ersten Soldatensender. Das Programm: Vor allem Musik und Nachrichten aus der Heimat, was von den Frontsoldaten mit großem Beifall aufgenommen wurde. Daraus lernte Bredow, dass man mit solchen Übertragungen die Menschen erheitern und aufmuntern konnte.

article picture

Hans Bredow ca.1922

Copyright: unbekannt, BR Archiv; gemeinfrei

Nach Kriegsende wurde Bredow Ministerialdirektor im Reichspostministerium und beauftragt, ein Reichsfunknetz einzurichten. Über eine Rede von ihm am 19. November 1919 in der Berliner Urania schrieb der Berliner Lokal-Anzeiger: „Wenn auch der Vortragende auf dem Boden der Sachlichkeit blieb, entwickelte er doch zuweilen Gedanken von geradezu Jules Verne-scher Kühnheit. So wie er beispielsweise den zukünftigen Redner schilderte, der seine Rede in einen drahtlosen Apparat spricht und sie für Millionen von Menschen hörbar macht.“

Bis diese Vision Bredows Wirklichkeit wurde, dauerte es nicht mehr lange. Bereits am 22. Dezember 1920 übertrugen Techniker der Deutschen Reichspost ein erstes Weihnachtskonzert vom Funkerberg in Königs Wusterhausen. Und 1923 ging der erste deutsche Radiosender an den Start.

In dem krisengeschüttelten Nachkriegsdeutschland der 20er Jahre suchten die Menschen nach Ablenkung. Hans Bredow dazu im Jahr 1924: „Radio ist in Deutschland gerade in einer Zeit der tiefsten seelischen und wirtschaftlichen Not wie ein befreiendes Wunder begrüßt worden und wird hier als ein Kulturfaktor betrachtet, dessen Auswirkungen auf das kulturelle, politische und wirtschaftliche Leben nicht hoch genug angeschlagen werden kann.“ In diesen Jahren setzte man darum vor allem auf Unterhaltung und regionale Themen – politische Propaganda wurde dagegen so weit wie möglich aus den Sendungen herausgehalten. Was immer wieder zur Stimmungsmache gegen Bredow führte, vor allem aus der NSDAP.

Nach der Machtergreifung durch die Nazis bat Hans Bredow sofort am 30. Januar 1933 um seine Entlassung und protestierte in Telegrammen an Hindenburg und Hitler gegen die Verhaftung seiner engsten Mitarbeiter. Er verlangte deren Freilassung – im Falle einer Ablehnung wollte er ihr Schicksal teilen dürfen. Daraufhin wurde auch er verhaftet und 16 Monate im Untersuchungsgefängnis Berlin-Moabit inhaftiert. Eine Verurteilung des Landgerichts Berlin gegen ihn wegen angeblicher Korruption wurde 1937 vom Reichsgericht aufgehoben und im Jahr darauf eingestellt. Danach erhielt er für den Rest der NS-Zeit aber Tätigkeitsverbot und durfte auch nicht in die USA auswandern.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Rundfunkfreiheit ein Grundrecht in der Bundesrepublik Deutschland. Sie gehört zusammen mit Presse-, Informations- und Meinungsfreiheit zu den Kommunikationsfreiheiten, die den Gesamtprozess der individuellen und öffentlichen Meinungsbildung in unserer Demokratie schützen sollenanders als zuvor der „Staatsrundfunk“ in den Nazi-Jahren.

Bredow wurde von 1949 bis 1951 Vorsitzender des Verwaltungsrates beim Hessischen Rundfunk und Mitglied in Aufsichtsräten verschiedener Unternehmen. 1954 wurde ihm das Große Verdienstkreuz mit Stern verliehen.

Am 9. Januar 1959 starb Hans Bredow in Wiesbaden - im Alter von fast 80 Jahren.

(hhb)

 

Quellen:

Leibnitz-Institut für Medienforschung - Hans Bredow-Institut: Lebensdaten von Hans Bredow

Brigitte Baetz: Vor 100 Jahren: Erste deutsche Rundfunkübertragung aus Königs Wusterhausen / Deutschlandfunk 22.12.2020

Brigitte Baetz: Hans Bredow – der Vater des deutschen Radios / Deutschlandfunk 1.3.2021