Fritz Eberhard

Fritz Eberhard war ein deutscher Publizist, Politiker und Widerstandskämpfer gegen das Hitler-Regime. Nach der Machtübernahme musste er untertauchen, blieb aber zunächst in Deutschland und schrieb unter Pseudonym Artikel für die Stuttgarter Sonntags-Zeitung. 1937 floh er dann nach London und arbeitete dort als Journalist. Nach dem 2. Weltkrieg war er Publizist und Politiker und engagierte sich am Wiederaufbau der Demokratie in der Bundesrepublik.

Geboren wurde er als Adolf Arthur Egon Hellmuth Freiherr von Rauschenplat am 2. Oktober 1896 in Dresden. Fritz Eberhard wurde erst in der NS-Zeit sein Tarnname.

Nach dem Besuch des Gymnasiums Hohenbaden in Baden-Baden begann von Rauschenplat 1914 ein Studium der Rechtswissenschaften in Frankfurt am Main, das er von 1915 bis 1918 wegen seiner Teilnahme am Krieg unterbrechen musste. Nach dem Ersten Weltkrieg nahm er sein Studium wieder auf und studierte Staatswissenschaften und Nationalökonomie in Heidelberg und Tübingen, wo er 1920 mit seiner Arbeit „Über den Luxus“ promoviert wurde. Anschließend arbeitete er als städtischer Angestellter im Wohnungsamt Dresden und anschließend als kaufmännischer Leiter einer Gold- und Silberscheideanstalt.

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Ab 1921 engagierte er sich im Internationalen Jugendbund, aus dem 1926 der ISK Internationaler Sozialistischer Kampfbund hervorging, der Widerstand gegen den aufkommenden Nationalsozialismus leistete. In dessen Mitteilungsblättern veröffentlichte von Rauschenplat wirtschaftspolitische Beiträge und wurde schließlich Leiter der Wirtschaftsredaktion bei der Tageszeitung Der Funke, die der ISK seit Januar 1932 in Berlin herausgab.

1932 gehörte von Rauschenplat zu jenen Aktivisten im ISK, die versuchten, eine nicht-kommunistische linke Einheitsfront gegen die NSDAP aufzubauen – auch mittels eines Volksbegehrens der Arbeiterschaft mit dem Ziel, einen einheitlichen Block aller Arbeiterparteien für die Reichstagswahlen im Juli zu organisieren. Der Aufruf wurde zwar von bekannten Persönlichkeiten wie Albert Einstein oder Erich Kästner unterschrieben, fand aber bei den anderen Parteien nicht den erhofften Anklang.

Nach der Machtübernahme der Nazis wurde er von der Gestapo gesucht, aber zunächst nicht entdeckt. Als Fritz Eberhard lebte er illegal in Berlin-Lichtenberg und baute ein Untergrundnetz des ISK auf. Außerdem veröffentlichte er unter diversen Decknamen zumeist wirtschaftspolitische Leitartikel in der Stuttgarter Sonntags-Zeitung sowie in der Pariser Exil-Zeitschrift Die Sozialistische Warte.

Ende 1937 emigrierte er über Zürich und Paris nach London, wo er an deutschsprachigen Sendungen der BBC mitarbeitete sowie an der britisch-deutschen „German Educational Reconstruction“ und in deutschen Emigrantenblättern wie Die Zeitung Beiträge veröffentlichte

Anfang Mai 1945 kehrte er nach Deutschland zurück und war ab Juni bis Mai 1946 Programmberater beim US-Besatzungssender Radio Stuttgart. Bei der ersten Landtagswahl 1946 wurde Fritz Eberhard – dieser Name war inzwischen legalisiert worden – zum Abgeordneten gewählt. 1947 wurde er, nun als Staatssekretär im Kabinett von Reinhold Maier, zur Mitarbeit für den Entwurf eines Friedensvertrags beauftragt. Von da an leitete er das Büro für Friedensfragen in der amerikanischen Besatzungszone, wo Vorarbeiten für einen solchen Vertrag sowie für eine neue Verfassung geleistet wurden. Die SPD nominierte ihn folglich als Mitglied für den Parlamentarischen Rat, damit gehörte Eberhard zu den Vätern des Deutschen Grundgesetzes. Bei seiner Mitarbeit konzentrierte Eberhard sich auf die Grundgesetzartikel zur Glaubensfreiheit und Kriegsdienstverweigerung‘ (Art. 4), zur Meinungs- und Informationsfreiheit (Art. 5), zum Missbrauch der Freiheit der Meinungsäußerung (Art. 18) und zum Völkerrecht (Art. 24 + 25).

Zwischenzeitlich war Eberhard Mitherausgeber der Monatszeitung Stuttgarter Rundschau.

Als Intendant des Süddeutschen Rundfunks von 1949 bis 1958 entwickelte er das UKW-Programm und baute das Fernsehen des Südfunks auf. Vor allem trat er kompromisslos für die Unabhängigkeit der öffentlich-rechtlichen Sender ein und wehrte sich gegen jegliche Bevormundungsversuche aus der Politik. Klare Stellung bezog Fritz Eberhard etwa gegen den ersten Versuch Adenauers, als der gegen den angeblichen „Rotfunk“ in der ARD ein regierungsnahes TV-Programm installieren wollte.

Als Nachfolger von Emil Dovifat übernahm Eberhard 1961 die Leitung des Instituts für Publizistik an der Freien Universität Berlin. Dort lehrte er als Honorarprofessor bis 1968 und veröffentlichte u.a. „Der Rundfunkhörer und sein Programm“ (1962) und war Herausgeber der Schriftenreihe „Abhandlungen und Materialien zur Publizistik“.

1958 wurde Eberhard mit dem Großen Verdienstkreuz des Verdienstordens ausgezeichnet, erhielt 1979 die ►Carl-von-Ossietzky-Medaille und 1981 den ►Adolf-Grimme-Preis.

Fritz Eberhard starb am 29. März 1982 in Berlin.

(hhb)

 

Quellen:

Bernd Sösemann: Deutsche Biographie

Landtag von Baden-Württemberg / Fritz Eberhard geb. von Rauschenplat

Zukunft braucht Erinnerung – über den ISK

SWR-Intendant von 1949 bis 1958

ASKI Arbeitskreis selbständiger Kultur-Institute e.V.

Professor Fritz Eberhard: Aufrecht und entschieden / Tagesspiegel 29.4.2019

 

Bücher:

How to conquer Hitler / 1940