Wenn der Fantasiegaul durchgeht

Der Spiegel, unlängst selbst im Fälschersumpf des eigenen Reporters Claas-Hendrik Relotius tief versunken, hat einen Skandal in der Blogger-Szene aufgedeckt: Marie Sophie Hingst, eine promovierte Historikerin, erdichtete Geschichten über eine jüdische Familie als Holocaust-Opfer, die sie laut Spiegel als historische Fakten dargestellt habe. Diese und 20 andere Fantasiebiografien soll Hingst auf sorgfältig ausgefüllten Formularen der israelischen Gedenkstätte Yad Vashem übersandt haben. Nur drei der Personen, so stellte sich jetzt heraus, sollen aber überhaupt existiert haben. Dem Nachrichtenmagazin gegenüber rechtfertigte sie ihre Arbeit damit, dass es sich um Literatur, nicht um Journalismus oder Geschichtsschreibung handele. Inzwischen wurde ihr der Titel „Bloggerin des Jahres 2017“ aberkannt. (hk)

 

Spiegel online: Die Historikerin, die 22 Holocaust-Opfer erfunden hat

Der Tagesspiegel: In der Fantasie eine Nachfahrin von Holocaust-Opfern

Horizont.net: "Bloggerin des Jahres 2017" bekommt Titel nach Vorwürfen aberkannt