Pressemitteilungen "Haus der Pressefreiheit e.V."

3. Mai 2023

DPhV-Bundesvorsitzende Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing: Mehr Sprachbildung und Medienwissen für Schülerinnen und Schüler zum Erkennen von digitaler Desinformation notwendig

Demokratie-Müdigkeit ist nicht allein den Social-Media-Kanälen anzulasten / Lehrkräfte-Fortbildung sollte Medienbildung und Demokratie-Erziehung stärker einbeziehen / Beschäftigung mit dem Grundgesetz gehört in die „Lehrpläne“ an den Universitäten für angehende Lehrkräfte / Mit mehr Transparenz können Medien um Vertrauen werben

Hamburg, 3. Mai 2023 – Die Demokratie-Müdigkeit von Jugendlichen kann nach Ansicht der Bundesvorsitzenden des Deutschen Philologenverbands (DPhV) Prof. Dr. Susanne Klitzing nicht allein den Social-Media-Kanälen angelastet werden. Im Interview mit dem Internetportal „Haus der Pressefreiheit“ (www.hausderpressefreiheit.de) betonte Lin-Klitzing, dass es schließlich schon vor Social Media Desinformations-Kampagnen gegeben habe und führte aus: „Schlussendlich müssen demokratische Institutionen durch ihr Handeln und ihre Ergebnisse überzeugen – nicht nur durch Kommunikation.“ Deshalb sollten bei Jugendlichen jene Sinne geschärft werden, die auch für gute Journalistinnen und Journalisten wichtig sind.

Damit Jugendliche mediale Informationen richtig einordnen können, bräuchten sie einfach mehr Wissen. Medienbildung sei zwar auf unterschiedliche Weise in den Lehrplänen aller Bundesländern verankert und fördere die Fähigkeit von Schülerinnen und Schülern, Texte zu verstehen, Texte für E-Mails, SMS und Blog-Einträge zu formulieren sowie Referate zu halten. Sprachbildung aber spiele die entscheidende Rolle, damit Jugendliche Informationen, die sie erhalten, auch bewerten können bzw. sich bewusst werden, wie sie selbst kommunizieren.

Um angehende Lehrkräfte auf die Vermittlung demokratischer Werte vorzubereiten, sollte die Beschäftigung mit dem Grundgesetz laut der DPhV-Bundesvorsitzenden ihren festen Platz schon an der Universität und damit in den „Lehrplänen“ für die angehenden Lehrerinnen und Lehrer haben. „Selbstverständlich müssen Medienbildung und Demokratie-Erziehung auch viel stärkeren Einzug in die Fortbildungsangebote für unsere Lehrkräfte halten“, so Prof. Dr. Lin-Klitzing. Dass dazu eine große Lernbereitschaft vorhanden ist, zeige sich gerade wieder an der großen Nachfrage nach den eigenen Fortbildungsangeboten beispielsweise zu ChatGPT.

Um Jugendliche für die unabhängigen Medien zurückzugewinnen, sollten die Verlage und Medienschaffende mit Transparenz um Vertrauen werben: Wie wird in den Redaktionen die Unabhängigkeit sichergestellt, welche Schwierigkeiten und Konflikte tauchen da auf, welche Story wird vielleicht auch einmal nicht gebracht? Das sind Informationen, die die Schülerinnen und Schüler interessieren würden. Ein Unterricht, der auf einen solchen ehrlichen Blick hinter die Kulissen zurückgreifen könnte, wäre Medienbildung, Demokratie-Erziehung sowie Berufsorientierung in einem – und zugleich ein Beitrag zu neuem, stärkerem Vertrauen in die unabhängigen Medien.

Für Rückfragen:

Haus der Pressefreiheit
Joachim Haack, Pressesprecher „Haus der Pressefreiheit“,
Tel. 040/39 92 72-0, E-Mail: presse@hausderpressefreiheit.de

Deutscher Philologenverband (DPhV)
Friedrich Pohl, Pressesprecher, Deutscher Philologenverband,
Tel.: 030 40 81 67 89, Mobil: 0175 76 19 885, E-Mail: friedrich.pohl@dphv.de

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Das im April 2016 gestartete Internet-Portal www.hausderpressefreiheit.de dokumentiert tagesaktuell die Angriffe auf die Meinungs- und Pressefreiheit, auf die Redaktionsfreiheit und den Quellenschutz von Journalisten. Darüber hinaus zeigt es aktuelle und historische Aspekte zum Thema Pressefreiheit und wurde zum „Internationalen Tag der Pressefreiheit“ weiter ausgebaut. So finden sich jetzt in der Rubrik „Hall of Fame“ beispielsweise über 180 Journalisten, Verleger, Karikaturisten und Fotografen als Vorbilder für den Einsatz für die Pressefreiheit. Das Internet-Portal bietet allen interessierten Mitbürgern Informationen zur Entwicklung der Pressefreiheit mit Rechtsdokumenten und Präzedenz-Urteilen.

Der Deutsche Philologenverband ist die Dachorganisation der Philologenverbände der Bundesländer. Die Mitglieder in den Philologenverbänden sind Lehrkräfte an Gymnasien, Sekundarschulen und anderen Bildungseinrichtungen, die zum Abitur führen, sowie Lehrbeauftragte an den Hochschulen, vornehmlich in der Lehrerbildung. Der Verband wurde 1903 in Halle gegründet und organisiert zurzeit 90.000 Einzelmitglieder in 15 Landesverbänden. Er unterstützt die Zusammenarbeit mit Lehrerverbänden im In- und Ausland und ist Mitglied im „dbb beamtenbund und tarifunion“ und im Deutschen Lehrerverband (DL).

Interview mit Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing, Bundesvorsitzende des Deutschen Philologenverbands (DPhV)

 

 

3. Mai 2021

Pressefreiheit in Deutschland durch Corona unter Druck: Pandemie-Berichterstattung grenzt andere wichtige Themen aus

Hamburg, 3. Mai 2021 – Die Corona-Pandemie hat in Deutschland nicht nur erhebliche Konsequenzen für die Menschen, Wirtschaft und Gesellschaft, sie beeinflusst auch die Pressefreiheit hierzulande negativ. Das zeigt nicht nur die jüngst vorgenommene, erstmalige Herabstufung der Pressefreiheit in Deutschland in der Rangliste von Reporter ohne Grenzen durch die im Umfeld der Demonstrationen gegen Corona-Maßnahmen ausgeübte Gewalt gegen Medienschaffende in Deutschland in nie dagewesener Dimension. Diese gewalttätigen Angriffe gegen Journalistinnen und Journalisten in 2020 führten dazu, dass Deutschland in der aktuellen Rangliste der Pressefreiheit vom 11. auf den 13. Rang fiel.

Auch die Mitglieder des Vereins „Haus der Pressefreiheit“ (www.hausderpressefreiheit.de) betrachten diese Entwicklung mit Sorge, wie sie es in einer Mitglieder-Umfrage mehrheitlich zum Ausdruck brachten. Danach bemängeln deutlich mehr als zwei Drittel, dass durch die ausführliche Pandemie-Berichterstattung andere wichtige Themen zu kurz kommen. Ebenso viele sehen die Gefahr einer Corona getriebenen Infodemie in den Sozialen Medien, die es den Menschen noch schwerer macht, Falschinformationen von korrekten Informationen zu unterscheiden. „Das ist eine bedenkliche Entwicklung, die die Journalisten künftig noch mehr herausfordern wird“, erklärt HdP-Vorstand Michael Seufert.

Das im April 2016 gestartete Internet-Portal www.hausderpressefreiheit.de dokumentiert tagesaktuell die Angriffe auf die Meinungs- und Pressefreiheit, auf die Redaktionsfreiheit und den Quellenschutz von Journalisten. Darüber hinaus zeigt es aktuelle und historische Aspekte zum Thema Pressefreiheit und wurde zum „Internationalen Tag der Pressefreiheit“ weiter ausgebaut. So finden sich jetzt in der Rubrik „Hall of Fame“ beispielsweise 142 Journalisten, Verleger, Karikaturisten und Fotografen als Vorbilder für den Einsatz für die Pressefreiheit. Das Internet-Portal bietet allen interessierten Mitbürgern Informationen zur Entwicklung der Pressefreiheit mit Rechtsdokumenten und Präzedenz-Urteilen.

Für Rückfragen: 
 Joachim Haack, Pressesprecher „Haus der Pressefreiheit“,
Tel. 040/39 92 72-0, E-Mail: presse@hausderpressefreiheit.de

 

 

3. Mai 2018

Facebook-Datenskandal beschädigt das Vertrauen in Internet-Angebote noch mehr

Prof. Dr. Schultz von der Uni Mainz im Interview mit www.hausderpressefreiheit.de: Anhaltende Debatte über Fake News und Hass-Kommentare im Netz beschleunigt Vertrauensverlust des Internets / Internet-Portal zum „Internationalen Tag der Presse-freiheit“ weiter ausgebaut / Fast 90 Medienpersönlichkeiten in der „Hall of Fame“

Hamburg, 3. Mai 2018 – Der Skandal um Facebook-Nutzerdaten hat den Vertrauensverlust großer Bevölkerungsteile gegenüber dem Internet als verlässlicher Informationsquelle weiter beschleunigt. Darauf hat der Medienwissenschaftler Prof. Dr. Tanjev Schultz am Institut für Publizistik der Johannes Gutenberg-Universität Mainz in einem Interview mit dem Internet-Portal www.hausderpressefreiheit.de hingewiesen. „Der Datenskandal befeuert sicherlich das Misstrauen gegen Facebook und andere Internet-Unternehmen“, so Schultz. Schon vor dem Bekanntwerden des Datenskandals habe die Mainzer Langzeitstudie zum Medienvertrauen „einen Absturz des Vertrauens in das Internet“ festgestellt.

Schultz und seine Institutskollegen bewerten diese Entwicklung „als Effekt der anhaltenden Debatte über Fake News und Hass-Kommentare im Netz“. Der Wissenschaftler betonte aber, dass viele Menschen zwischen Facebook und etablierten journalistischen Angeboten zu unterscheiden wüssten, auch wenn einige von denen Beiträge über Facebook verbreiten würden. Für Schultz ist dies ein deutlicher Beleg, dass „die Mehrheit der Bürger die etablierten Qualitätsmeiden nach wie vor zu schätzen weiß“. Dennoch gäbe es „einen harten Kern von Kritikern, die ganz pauschale Lügen-Presse-Vorwürfe erheben“.

Die Studie der Uni Mainz habe aber auch gezeigt, dass sich viele Menschen durch die aufgeheizte Debatte über die Medien aufgerufen fühlen, sich gleichsam schützend vor die freie Presse zu stellen und deutlich zu machen: „Der Journalismus in Deutschland ist gar nicht so schlecht. Etablierte Medien können, gerade wegen der vielen windigen Internet-Angebote, eine Renaissance als vertrauenswürdige Quellen erleben.“

Generell hält Schultz eine Spaltung der Gesellschaft zwischen informierten Menschen, die Informationsangebote gegen Geld oder gratis nutzen und den Informationsverweigerern, die nichts oder nur noch sehr wenig mitbekommen und nicht einmal seriöse journalistische Gratis-Angebote nutzen, für immer wahrscheinlicher: „Schon vor der Digitalisierung wurde in der Medienforschung über eine ‚Wissens-Kluft‘ zwischen denen, die Medien souverän nutzen, und denen, die abgehängt sind, diskutiert.“ Für die Gesellschaft sei es wichtig, dass sich „in der Digitalisierung diese Kluft nicht vertieft und vergrößert“. Er appelliert deshalb an die Bildungspolitiker, an den Schulen den kompetenten Umgang mit Quellen zu vermitteln und Begeisterung für guten Journalismus zu wecken.

In den vergangenen zwölf Monaten hat der Verein „Haus der Pressefreiheit e.V.“ das im April 2016 gestartete Internet-Portal www.hausderpressefreiheit.de, das aktuelle und historische Aspekte zum Thema Pressefreiheit dokumentiert, weiter ausgebaut. Neu sind in der Rubrik „Specials“ die bekannten Fotografen Rolf Gillhausen und Günter Zint. Die „Hall of Fame“ umfasst jetzt fast 90 branchenprägende Persönlichkeiten.

Das Internet-Portal will nicht nur Insider ansprechen, sondern allen interessierten Mitbürgern Informationen und Dokumentationen vor allem zur Entwicklung der Pressefreiheit bieten. Das beinhaltet Rechtsdokumente zur Pressefreiheit wie auch Präzedenz-Urteile. Darüber hinaus sollen die Angriffe auf die Meinungs- und Pressefreiheit, auf die Redaktionsfreiheit und den Quellenschutz von Journalisten aufgezeigt werden. Wie diese Einschränkungen historisch und aktuell aussahen, zeigt die Rubrik „Deutsche Geschichte im Spiegel der Presse“. Dort sind Dokumentationen über die Zeit des Ersten Weltkriegs und der Weimarer Republik abrufbar. In Arbeit befinden sich die Zeit des Dritten Reiches und die Gründerjahre nach dem zweiten Weltkrieg. Möglich wurde dies alles, weil Verlage wie FAZ, G+J, SPIEGEL, Springer, SZ oder ZEIT dankenswerter Weise freien Zugang zu ihren Archiven gaben.

Partnerschaftlich verbunden ist das „Haus der Pressefreiheit“ mit dem Historischen Museum Berlin, dem Haus der Geschichte in Bonn, mit deren Geschichtsportal LEMO (Lebendiges Museum Online), die Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg und mit Stiftungen wie der FAZIT-Stiftung in Frankfurt oder der Marion Dönhoff Stiftung in Hamburg. In Kooperation mit der ZDF-Dokumentation „Gedächtnis der Nation“ hat der Trägerverein geholfen, Zeitzeugen-Interviews mit mehreren Hamburger Journalisten zu produzieren. Die Videos dazu sind über die Website abrufbar. Nicht zu vergessen die „Hall of Fame“, in der Journalisten, Publizisten und Verleger benannt werden, die sich um die Pressefreiheit und den Qualitätsjournalismus verdient gemacht haben.

Der Start des Internet-Portals „Haus der Pressefreiheit“ wurde von den sechs Sponsoren FAZ/FAZIT-Stiftung, Gruner + Jahr, Jahr-Gruppe (Familie Jahr), sh:z/Schleswig-Holsteinischer Zeitungsverlag, ZEIT-Verlag und der Sozietät Brehm & v. Moers ermöglicht. „Erst durch das Engagement wurde dieses gesellschaftlich bedeutsame Projekt möglich. Dafür danken wir ihnen und allen ideell engagierten Mitgliedern unseres Vereins sehr herzlich. Weitere Mitstreiter, die sich eines Themas annehmen wollen, sind jederzeit willkommen“, so Heinz H. Behrens, Vorstandsvorsitzender des Vereins Haus der Pressefreiheit e.V., der Anfang 2017 aus dem Verein Deutsches Pressemuseum Hamburg e.V. hervorgegangen ist.

Für Rückfragen:

Joachim Haack, c/o PubliKom, Tel. 040/39 92 72-0,
E-Mail: jhaack@publikom.com

 

 

5. September 2017

Journalisten müssen runter von ihrem Sockel

Hamburgs Kultursenator Dr. Carsten Brosda vermisst bei Medienkonzernen eine vernünftige Kultur von Forschung und Entwicklung / Diskussionsveranstaltung vom „Haus der Pressefreiheit“ im G+J Auditorium / STERN-Herausgeber Andreas Petzold sieht bemerkenswerten Autoritätsverlust der journalistischen Medien gegenüber dem Internet

Hamburg, 5. September 2017 – Um dem Vorwurf der Lügenpresse wirkungsvoller zu begegnen, sollten sich Journalisten runter von ihrem Sockel begeben und sich stärker dem Alltagsleben der Leser in anderen sozialen Schichten als des eigenen privaten Umfelds widmen. Das hat jetzt eine vom „Haus der Pressefreiheit“ (www.hausderpressefreiheit.de) und dem VDZ Nord gemeinsam veranstaltete Podiumsdiskussion in Hamburg ergeben. Zum Einstieg hatte Prof. Dr. Horst Pöttker von der Universität Hamburg und Kuratoriumsmitglied beim „Haus der Pressefreiheit“ zehn Thesen zur aktuellen Situation der Medien und ihren Mitarbeitern vorgestellt, wie der Vorwurf der „Lügenpresse“ nachhaltig entkräftet werden kann.

In diesem Zusammenhang wies Pöttker darauf hin, dass der deutsche Journalismus vom amerikanischen vor allem eines lernen könne: Den öffentlichen Umgang mit Fehlern. Bei Journalisten, die für aktuelle Medien arbeiteten, seien gelegentliche Irrtümer unvermeidlich, die aber dem Publikum nicht vorenthalten werden dürften. In den USA, wo das Prinzip der Öffentlichkeit kulturhistorisch besonders tief verwurzelt ist, seien Korrekturspalten und -plätze in den Medien eine Selbstverständlichkeit. Weiterhin sei der US-Journalismus ein Vorbild für die Selbstverständlichkeit journalistischer Berufsbildung durch öffentliche Einrichtungen. In den Vereinigten Staaten habe die Hälfte der Journalisten das auf ihren Beruf zugeschnittene Fach Journalistik studiert, in Deutschland sei dieser Anteil noch zu gering.

Zum Wandel des Journalismus in der digitalen Medienwelt gehört für Pöttker auch das Verblassen des Nachrichten-Paradigmas. Die Funktion, dem Publikum Neuigkeiten zu vermitteln, gehe zurück, weil knappe faktische Mitteilungen über jüngste Ereignisse („news“) nicht mehr nur von journalistischen Medien geliefert werden, sondern von den Urhebern der Ereignisse, die sich dabei journalistischer Darstellungstechniken bedienen, selbst produziert und im Netz verbreitet werden.

Für Hamburgs Kultursenator Dr. Carsten Brosda beginnen die Probleme des Journalismus bereits beim Recruiting von Nachwuchsjournalisten. Er vermisse im Vergleich mit anderen Branchen „bei Medienkonzernen eine vernünftige Kultur von Forschung und Entwicklung“. Für STERN-Herausgeber Andreas Petzold ist für die Zukunft des Journalismus „die parallele Vermittlung von Fach- und Vermittlungskompetenz existenziell“, denn der Autoritätsverlust der journalistischen Medien gegenüber dem Internet sei bemerkenswert. Zunehmend könne man beobachten, wie im Medienumfeld „Wahrheit durch Ideologie ersetzt“ würde. Zeitverlag-Geschäftsführer Dr. Rainer Esser empfiehlt Redaktionen mehr direkte Nähe und einen intensiveren Dialog mit ihren Lesern. Damit habe DIE ZEIT großen Erfolg.

Neben Prof. Dr. Pöttker nahmen im G+J Auditorium Marcus Bornheim, Zweiter Chefredakteur von ARD Aktuell, Dr. Carsten Brosda, Senator der Behörde für Kultur und Medien Hamburg, Dr. Rainer Esser, Geschäftsführer Zeitverlag, Andreas Petzold, Herausgeber STERN, und Verleger Peter Strahlendorf, Verleger Presse Fachverlag an der Diskussion teil. Michael Seufert, Vorstandsmitglied Haus der Pressefreiheit, moderierte den Diskurs.

Die zehn Thesen von Prof. Dr. Pöttker:

  • Die notwendige Zurückweisung des politischen Kampfbegriffs „Lügenpresse“ darf den Journalismus nicht davon abhalten, seinen aktuellen Problemen ins Auge zu sehen.
  • Infolge des digitalen Medienumbruch steckt der Journalistenberuf wegen des Schwunds der Werbeeinnahmen in einer bedrohlichen wirtschaftlichen Krise, die auch die gesellschaftliche Selbstregulierung durch Öffentlichkeit gefährdet.
  • Die Krise mit ihrer ökonomischen Enge gefährdet gründliche Recherche, Respekt vor der Privatsphäre und andere Elemente journalistischer Professionalität.
  • Der Ausweitung unprofessioneller Stammtisch-Kommunikation in die Öffentlichkeit ist durch Kontrolle digitaler Plattformen zu begegnen – und durch Reformen im Journalismus und Bildungssystem, die die Erkennbarkeit verlässlicher Information sichern.
  • Guter Lokaljournalismus kann am längsten ein Alleinstellungsmerkmal des Informationsberufs bleiben und durch seine Attraktivität für das Publikum helfen, Wege aus der Krise zu finden.
  • Um das Vertrauen des Publikums (zurück) zu gewinnen und Missverständnissen vorzubeugen, müssen Journalisten mit unvermeidlichen Fehlern öffentlicher umgehen – kontinuierliche Korrekturspalten und Ombudsleute bieten sich an.
  • Gegen die Entprofessionalisierung im Journalismus hilft öffentliche Berufsbildung, die Medien und Staat gemeinsam fördern sollten – auch, um die soziale Geschlossenheit der Branche zu lockern.
  • In der digitalen Medienwelt steht ein notwendiger Paradigmenwechsel vom Nachrichtenjournalismus zum orientierenden Journalismus bevor und hat bereits begonnen.
  • Das absehbare Ende der Querfinanzierung des Journalismus durch Werbeeinnahmen bietet langfristig die Chance für Qualitätssteigerungen.
  • Der unbeteiligte Beobachter hat ausgedient – Journalismus als Beruf muss sich fundamental verändern und das Publikum konkret über sich selbst informieren.

Für Rückfragen:
Joachim Haack, c/o PubliKom, Tel. 040/39 92 72-0,
E-Mail: jhaack@publikom.com

 

 

3. Mai 2017

Veränderte Mediennutzung beschleunigt Vertrauensverlust in die Medien

Vertrauen verändert sich je nach genutztem Medienkanal / „Haus der Pressefreiheit“ legt Meta-Analyse zur Mediennutzung vor / Internet-Portal zum „Internationalen Tag der Pressefreiheit“ stark ausgebaut

Hamburg, 3. Mai 2017 – Die veränderte Mediennutzung beschleunigt den Vertrauensverlust in die klassischen Medien vor allem in den jüngeren Bevölkerungsschichten. Dies hat jetzt eine vom „Haus der Pressefreiheit“ erstellte Meta-Analyse der Mediennutzung von 1970 bis heute ergeben. Wie daraus hervorgeht, ist das Fernsehen für 37 Prozent der deutschen Bevölkerung zwar nach wie vor das wichtigste Informationsmedium, diese Position hat das erst Mitte der 90er Jahren gestartete Internet aber bereits heute bei 27 Prozent der Deutschen erreicht. Die Tageszeitungen folgen mit 21 Prozent auf dem dritten Platz vor Radio und Zeitschriften. Die Altersgruppenbetrachtung macht den Bedeutungszuwachs des Internets als Informationskanal Nummer Eins noch deutlicher. So ist das Internet heute erstmals auch in der Altersgruppe 30 bis 49 Jahre das wichtigste Informationsmedium vor allen anderen Mediengattungen. Bei 14- bis 29-Jährigen ist dies schon länger der Fall.

Wie sich bei der Analyse der Daten weiter herausstellte, hängt die Glaubwürdigkeit nicht nur von der Informationsquelle selbst, sondern auch vom genutzten Kommunikationskanal ab. Dies lässt sich beispielsweise anhand der Bewertung der Online-Angebote von Zeitschriften und Zeitungen aufzeigen, deren Glaubwürdigkeit im Vergleich mit der gedruckten Version derselben Medienmarke geringer eingeschätzt wird. „Grundsätzlich zeigt die Analyse, dass sich in den letzten Jahren im Mediennutzungs-Portfolio der Deutschen der Anteil weniger glaubwürdiger Medien deutlich erhöht hat. Dies beschleunigt den Vertrauensverlust der Medien generell und führt zu der kritischeren Grundhaltung gegenüber der vierten Gewalt“, resümiert Marktforscher Dr. Adrian Weser, der die Analyse durchführte.

Die knapp 100 Seiten starke Meta-Analyse ist auf der Website www.hausderpressefreiheit.de in der Rubrik „Diskurs“ ab heute abrufbar. Sie basiert unter anderem auf Daten des Instituts für Demoskopie Allensbach (IfD), Infratest, der Mediaanalyse und Best for Planning. Mit dieser Datensammlung will das „Haus der Pressefreiheit“ den aktuellen Diskurs über die Vertrauenskrise gegenüber den Medien mit aufschlussreichen Fakten unterfüttern. „Das ‚Haus der Pressefreiheit‘ wird sich stets mit der Entwicklung der Medienlandschaft und der Bedeutung der Medien für die freiheitlich demokratische Grundordnung beschäftigen“, erklärt Vorstandsmitglied Michael Seufert. „Wir werden dazu weiterhin unser Ziel verfolgen, auch das Verhalten von Medien kritisch zu beleuchten und die Auswirkungen der veränderten Mediennutzung auf die Rolle und Funktion der Medien darzustellen.“

Zeitgleich hat der Verein „Haus der Pressefreiheit e.V.“ das im April 2016 gestartete Internet-Portal www.hausderpressefreiheit.de, das aktuelle und historische Aspekte zum Thema Pressefreiheit dokumentiert, zum „Internationalen Tag der Pressefreiheit“ weiter ausgebaut. Neu ist die Rubrik „Specials“, in der zum Start Arbeiten der bekannten Fotografin Barbara Klemm für die FAZ-Beilage „Bilder und Zeiten“ dokumentiert sind.

Das Internet-Portal will nicht nur Insider ansprechen, sondern allen interessierten Mitbürgern Informationen und Dokumentationen vor allem zur Entwicklung der Pressefreiheit bieten. Das beinhaltet Rechtsdokumente zur Pressefreiheit wie auch Präzedenz-Urteile. Darüber hinaus sollen die Angriffe auf die Meinungs- und Pressefreiheit, auf die Redaktionsfreiheit und den Quellenschutz von Journalisten aufgezeigt werden. Wie diese Einschränkungen historisch und aktuell aussahen, zeigt die Rubrik „Deutsche Geschichte im Spiegel der Presse“. Dort sind Dokumentationen über die Zeit des Ersten Weltkriegs und der Weimarer Republik abrufbar. In Arbeit befinden sich die Zeit des Dritten Reiches und die Gründerjahre nach dem zweiten Weltkrieg. Möglich wurde dies alles, weil Verlage wie FAZ, G+J, SPIEGEL, Springer, SZ oder ZEIT dankenswerter Weise freien Zugang zu ihren Archiven gaben.

Partnerschaftlich verbunden ist das „Haus der Pressefreiheit“ mit dem Historischen Museum Berlin, dem Haus der Geschichte in Bonn, mit deren Geschichtsportal LEMO (Lebendiges Museum Online), die Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg und mit Stiftungen wie der FAZIT-Stiftung in Frankfurt oder der Marion Dönhoff Stiftung in Hamburg. In Kooperation mit der ZDF-Dokumentation „Gedächtnis der Nation“ hat der Trägerverein geholfen, Zeitzeugen-Interviews mit mehreren Hamburger Journalisten zu produzieren. Die Videos dazu sind über die Website abrufbar. Nicht zu vergessen die „Hall of Fame“, in der Journalisten, Publizisten und Verleger benannt werden, die sich um die Pressefreiheit und den Qualitätsjournalismus verdient gemacht haben.

Der Start des Internet-Portals „Haus der Pressefreiheit“ wurde von den sechs Sponsoren FAZ/FAZIT-Stiftung, Gruner+Jahr, Jahr-Gruppe (Familie Jahr), sh:z/Schleswig-Holsteinischer Zeitungsverlag, ZEIT-Verlag und der Sozietät Brehm & v. Moers ermöglicht. „Erst durch das Engagement wurde dieses gesellschaftlich bedeutsame Projekt möglich. Dafür danken wir ihnen und allen ideell engagierten Mitgliedern unseres Vereins sehr herzlich. Weitere Mitstreiter, die sich eines Themas annehmen wollen, sind jederzeit willkommen“, so Heinz H. Behrens, Vorstandsvorsitzender des Vereins Haus der Pressefreiheit e.V., der Anfang 2017 aus dem Verein Deutsches Pressemuseum Hamburg e.V. hervorgegangen ist.

Für Rückfragen:
Joachim Haack, c/o PubliKom, Tel. 040/39 92 72-0,
E-Mail: jhaack@publikom.com

 

 

28. April 2016

„Haus der Pressefreiheit“ geht am 28. April online

Hamburg, 28. April 2016 – Der „Verein Deutsches Pressemuseum Hamburg“ wird die Start-Version des Internet-Portals „Haus der Pressefreiheit“ (www.hausderpressefreiheit.de) am heutigen Donnerstag freischalten. Wenige Tage vor dem „Internationalen Tag der Pressefreiheit“ am 3. Mai ist damit ein informatives Online-Portal zum Thema Pressefreiheit online, das zudem aktuelle und historische Aspekte der Medienarbeit dokumentiert. Das Portal greift ebenso aktuelle Fälle auf und wird inhaltlich kontinuierlich weiter ausgebaut.

Das Internet-Portal soll dabei keinesfalls nur Insider ansprechen, sondern allen interessierten Mitbürgern Informationen und Dokumentationen vor allem zur Entwicklung der Pressefreiheit bieten. Das beinhaltet ebenso Rechtsdokumente zur Pressefreiheit wie auch Präzedenz-Urteile. Darüber hinaus sollen die immer wieder zu registrierenden Angriffe auf die Meinungs- und Pressefreiheit, auf die Redaktionsfreiheit und den Quellenschutz von Journalisten aufgezeigt und öffentlich gemacht werden.

Das Internet-Portal „Haus der Pressefreiheit“ ist das Hauptprojekt des Vereins Deutsches Pressemuseum Hamburg e.V., der 2001 von Journalisten und Medienmanagern mit dem Ziel gegründet wurde, in der Medienmetropole Hamburg ein begehbares Pressemuseum zu gründen. Vorbild war das „Newseum“ in Washington D.C., finanziert von amerikanischen Medienkonzernen. Dort werden Entwicklungen, Strukturen und journalistische Arbeitsweisen in modernen Medien sehr anschaulich dargestellt. Ein Mitmach-Museum im besten Sinne, hinter dem allerdings ein Stiftungskapital von mehreren hundert Millionen Dollar steht.

Als ein solch geplantes Projekt hier in Deutschland schlicht an der Finanzierung scheiterte, trat im Jahr 2012 ein neuer Vorstand mit dem Ziel an, ein deutsches Pressemuseum nicht als reales Haus, sondern als informatives Internet-Portal zu den Themen Pressefreiheit und Medienarbeit zu realisieren.

„Das ‚Haus der Pressefreiheit‘ wird auch selbstkritisch Probleme benennen, die etwa durch die Entwicklung von Massenmedien hin zu einer unendlich großen Masse von Internet-Medien auftauchen, wo immer häufiger Schnelligkeit vor Recherche steht“, erklärt der Vorstand Deutsches Pressemuseum Hamburg e.V., Michael Seufert. Der Trägerverein hat sich unter anderem auch vorgenommen, Medienskandale zu dokumentieren, die durch die technologischen Entwicklungen entstandenen Nutzungsveränderungen von Medien und die Einflüsse auf die Qualität der Berichterstattung in den letzten Jahren darzustellen.

Der Start des Internet-Portals „Haus der Pressefreiheit“ wurde von den sechs Sponsoren FAZ/FAZIT-Stiftung, Gruner + Jahr, Jahr-Gruppe (Familie Jahr), sh:z/Schleswig-Holsteini­scher Zeitungsverlag, ZEIT-Verlag und der Sozietät Brehm & v. Moers ermöglicht. „Mit ihrem Engagement haben diese Häuser den Grundstein für ein gesellschaftlich und branchenweit bedeutsames Projekt gelegt. Dafür danken wir ihnen und allen ideell engagierten Mitgliedern unseres Vereins sehr herzlich. Weitere Mitstreiter, die sich eines Themas annehmen wollen, sind jederzeit willkommen“, so der Vorstandsvorsitzende des Vereins Deutsches Pressemuseum Hamburg e.V., Heinz H. Behrens.

Art. 5 des Grundgesetzes garantiert die Pressefreiheit. Zensur findet nicht statt. Der Weg dorthin war lang und dornenreich, und immer wieder gab es Rückschläge, was durch Rechtsdokumente zur Pressefreiheit im Portal aufgezeigt wird. Dass es dennoch immer wieder zu Einschränkungen gekommen ist, vor allem in Kriegszeiten, lässt sich in der Rubrik „Deutsche Geschichte im Spiegel der Presse“ nachverfolgen.

In diesem Bereich sind die Dokumentationen zunächst auf die Zeit des Ersten Weltkriegs und auf die Nachkriegszeit nach 1945 konzentriert. Die Inhalte in diesem Bereich werden in der kommenden Zeit ergänzt und erweitert – retrospektiv in Richtung NS-Zeit, Weimarer Republik und Kaiserreich. Aber natürlich auch in die Jetztzeit – wofür Verlage wie FAZ, G+J, SPIEGEL, Springer, SZ oder ZEIT uns dankenswerter Weise freien Zugang zu ihren Archiven geben. Gespräche mit weiteren Medien laufen.

Partnerschaftlich verbunden ist das „Haus der Pressefreiheit“ zudem mit dem Historischen Museum Berlin, dem Haus der Geschichte in Bonn, mit deren Geschichtsportal LEMO (Lebendiges Museum Online) und mit Stiftungen wie der FAZIT-Stiftung in Frankfurt oder der Marion Dönhoff Stiftung in Hamburg.

In Kooperation mit dem bundesweit einmaligen Zeitzeugenprojekt „Unsere Geschichte. Das Gedächtnis der Nation“, das persönliche Erinnerungen zu zentralen Momenten und Epochen der deutschen Geschichte sammelt, hat der Trägerverein Interviews mit namhaften Hamburger Journalisten vermittelt. Die entstandenen Videos sind über die Website abrufbar.

Nicht zu vergessen die „Hall of Fame“ im „Haus der Pressefreiheit“, in der Journalisten, Publizisten und Verleger benannt werden, die sich um die Pressefreiheit verdient und für den Qualitätsjournalismus stark gemacht haben. Von einigen dieser Persönlichkeiten stehen zeitgeschichtlich interessante Bewegtbild-Dokumente zum Abruf bereit. Außerdem gibt es Kontakte zu empfehlenswerten Ausbildungsstätten und eine Auflistung wichtiger Medien- und Journalistenpreise. Das „Haus der Pressefreiheit“ ist fortwährend „work in progress“ – genau genommen wird es niemals abgeschlossen sein.

Das „Haus der Pressefreiheit“ wurde von der digitalen Full-Service-Agentur DaviesMeyer aus Hamburg umgesetzt. Die Website ist im Responsive Web Design angelegt und somit auch mobil über digitale Endgeräte wie Smartphones und Tablets nutzbar.

Für Rückfragen:
Joachim Haack, c/o PubliKom, Tel. 040/39 92 72-0,
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