Arbeiteraufstand in der DDR

18. Juni 1953  Frankfurter Allgemeine Zeitung

Demonstranten fordern den Rücktritt der Regierung. Der Ausnahmezustand wird über die Hauptstadt der DDR verhängt. Sowjetisches Militär schlägt im Verein mit der Volkspolizei den Aufstand nieder. 43 Tote werden beklagt.

17. Juni 1953 – der Volksaufstand in der DDR

Nach dem Tod Stalins am 5. März 1953 war die Hoffnung bei der Bevölkerung in der DDR und Ost-Berlin auf Verbesserung ihrer Lebensverhältnisse gestiegen. Dann aber erhöhte die SED am 28. Mai des Jahres sogar noch die Arbeitsnormen um 10,3 Prozent, bei gleichem Lohn. Dabei war seit Verkündung eines "planmäßigen Aufbaus des Sozialismus"- gemeint war die weitere "Sowjetisierung" des Landes - auf dem Parteitag der SED im Juli 1952 der Lebensstandard schon spürbar gesunken. Die Bevölkerung der DDR litt seither unter einer schweren Ernährungskrise, wozu auch die Enteignungen und Bodenreformen in der Landwirtschaft beigetragen hatten.

Daraufhin kam es in den Tagen um den 17. Juni zu Protesten, Demonstrationen und Streiks. Zuerst legten am 16. Juni etwa 80 Bauarbeiter auf der Großbaustelle des Vorzeigeprojekts Stalinallee ihre Arbeit nieder und formierten einen kleinen Protestzug zum Haus der Gewerkschaften und danach zum Regierungssitz. Anhören aber wollte sie niemand. Daraufhin sprach eine Streikabordnung beim Sender RIAS vor und bat dort um Ausrufung eines Generalstreiks für Ost-Berlin. Was der damalige RIAS-Chefredakteur Egon Bahr ablehnte. Unterstützung erhielten sie dann allerdings vom West-Berliner DGB-Landesvorsitzenden Ernst Scharnowski.

So traten tags darauf am 17. Juni ganze Belegschaften in Streik, nicht nur in Ost-Berlin, sondern nach neueren Forschungen in wohl rund 700 Städten und Ortschaften. Schwerpunkte waren neben Ost-Berlin die Industrieregionen und Bezirkshauptstädte wie Magdeburg, Leipzig oder Dresden.

Die Polizei war völlig überfordert – also wurde das sowjetische Militär zu Hilfe gerufen. Deren Behörden erklärten den Ausnahmezustand und schlugen im Verein mit der Volkspolizei die Aufstände nieder. Dabei gab es 34 Tote - 19 weitere Personen sollen später standrechtlich erschossen oder hingerichtet worden sein. Und viele andere wurden zu langjährigen Freiheitsstrafen verurteilt.

(hhb)

Der Ausnahmezustand über Ost-Berlin verhängt: Demonstranten fordern Rücktritt der Regierung. Auch in der Zone Demonstrationen. Dazu eine Regierungserklärung.

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Die rote Fahne niedergeholt: Die Arbeiterdemonstrationen in Ost-Berlin wurden mit militärischer Gewalt niedergeschlagen. Es gab Tote und Verletzte.

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