Will McBride

Der weltbekannte Foto-Reporter Will McBride begann im Berlin der 50er und 60er Jahre als neugieriger Beobachter der Jugendszene und Dokumentar ihres rebellischen Aufbegehrens gegen die wiedererwachende Enge und Prüderie in der jungen Bundesrepublik. Erste Fotos von ihm druckte das Jugendmagazin TWEN – schon bald danach folgten zahlreiche führende Zeitschriften in aller Welt.

Geboren wurde Will McBride am 10. Januar 1931 in St. Louis/Missouri. Seine Kindheit und Jugend verbrachte er in Chicago, studierte zu Beginn der 50er Jahre Malerei an der National Academy of Design in New York und danach Kunstgeschichte an der dortigen Syracuse University. Und nahm Privatunterricht beim Maler und Illustrator Norman Rockwell, der allein für die Saturday Evening Post 322 Titelbilder geschaffen hat sowie Illustration für andere Magazine.

 

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Copyright: ullstein bild - ddp

Während seines Militärdienstes war McBride zwischen 1953 und 1955 in Würzburg stationiert. Danach blieb er in Deutschland, zog nach Berlin und studierte dort als Stipendiat an der FU Literaturwissenschaft. Nebenher arbeitete er bereits als freischaffender Fotograf. 1959 heiratete er Barbara Wilke und fotografierte sie während ihrer Schwangerschaft. Ein Foto von seiner schwangeren Frau im Profil druckte der TWEN und löste damit einen Skandal aus. Denn damals war es üblich, Schwangerschaften noch in Umstandskleidern zu verhüllen und keinesfalls demonstrativ den Bauch über Jeans zu zeigen.

Nun aber war die Medienszene auf Will McBride aufmerksam geworden. Seine Bildreportagen erschienen in führenden Zeitschriften wie Quick, Brigitte, Film und Frau, Jasmin, Eltern, STERN, GEO, Paris Match, Life, Look oder im Playboy sowie in mehreren Zeitungen, darunter die FAZ.

Damals schuf er viele heute historisch gewordene Foto-Ikonen, etwa den windzerzausten John F. Kennedy bei seinem Berlinbesuch im offenen Auto, zusammen mit Willy Brandt und Konrad Adenauer vor dem Brandenburger Tor. In seinen Bildern begleitete er zudem, selber stets mitten drin im pulsierenden Leben, die wiedererwachende Lebensfreude der jungen Generation, auf ihren Partys, bei Jazz-Konzerten oder in ihren neuen Freiräumen von Liebe und Sexualität. Will McBride wurde zu einem beeindruckenden Reportage-Fotografen der Nachkriegszeit und zum Chronisten der aufbegehrenden Jugendbewegung. Dabei brach er selber immer wieder Tabus, wenn er zum Beispiel die Geburt seines ersten Kindes fotografisch begleitete oder das Aufklärungsbuch „Zeig mal!“ bebilderte. Ein Buch, das gegen den bis dato nur biologisch ausgerichteten Sexualkunde-Unterricht aufmuckte.

Nach dem Mauerbau verließ McBride Berlin und zog nach München, wo er sich später ein Foto-Studio einrichtete und dort auch für die Werbung arbeitete.

1971, nach Scheidung und der Einstellung seines journalistischen Zuhauses TWEN, für den er zahllose Foto-Reportagen produziert hatte, geriet er in eine Schaffenskrise und zog sich in die Toskana zurück. Dort widmete er sich auch wieder der Malerei und Bildhauerei. 1983 kehrte er nach Deutschland zurück und eröffnete ein Fotostudio in Frankfurt/Main, das er bis 1998 betrieb.

Viele seiner meist schwarz-weißen Fotos versammelte er in Büchern: etwa über den ersten Bundeskanzler in „Adenauer und seine Kinder“, in „Coming of Age“, oder in „I Will McBride“. Nicht zu vergessen die Fotoserien mit der Film-Ikone Romy Schneider.

Nach der Wende ging er nach Berlin zurück, richtete sich in den Hackeschen Höfen ein Atelier ein und konzentrierte sich von nun an auf die Malerei. Fotografierte aber noch immer tagtäglich und fing damit das Leben in der nun wiedererwachenden internationalen Metropole ein.

2004 wurde McBride für sein stilprägendes fotografisches Lebenswerk mit dem „Dr.-Erich-Salomon-Preis“ der DGPh Deutsche Gesellschaft für Photographie ausgezeichnet. Und 2011 ernannte ihn der Deutsche Designer Club zum Ehrenmitglied. Und immer wieder wurden und werden seine Fotoarbeiten in Ausstellungen gezeigt und so vor dem Vergessen bewahrt.

Will McBride starb am 29. Januar 2015 im Alter von 84 Jahren in Berlin und wurde auf dem Französischen Friedhof in Berlin-Mitte beigesetzt.

Sein Sohn Shawn McBride hütet das gewaltige Oeuvre seines Vater im Will McBride-Archiv in Schorssow, in der Mecklenburgischen Schweiz.

 

(hhb)