Friedrich Bischoff

Der viel gelesene Schriftsteller und Rundfunkpionier Friedrich Bischoff war ab 1925 literarischer Leiter der Schlesischen Funkstunde und von 1929 bis 1933 ihr Intendant. In der NS-Zeit wurde er entlassen und monatelang von der Gestapo inhaftiert. Nach dem Krieg wurde er Intendant des Südwestfunks in Baden-Baden.

Fritz Walter Bischoff wurde am 26. Januar 1896 in Neumarkt/Schlesien als Sohn eines Kaufmanns geboren. Nach dem Besuch des St.-Johannes-Gymnasiums wurde er ab August 1914 Soldat bis zum Ende des Ersten Weltkriegs.

Danach studierte er Literatur- und Kunstgeschichte, Philosophie sowie Religionswissenschaften in Breslau, brach sein Studium aber vorzeitig ab und wurde Dramaturg am Breslauer Theater. Da hatte er bereits sein erstes Buch veröffentlicht: 1921 den Gedichtband „Gottwanderer“. Dem folgten schnell weitere Werke.

1925 wechselte er als künstlerischer Leiter zur im Jahr zuvor gegründeten privaten Hörfunkgesellschaft Schlesische Funkstunde A.G. in Breslau. Die sendete ab Mai 1924 auf Mittelwelle, im damaligen Gebiet der Oberpostdirektionen Breslau, Oppeln und Liegnitz. Von 1929 bis 1933 arbeitete Bischoff dann als Intendant der Schlesischen Funkstunde und beschäftigte sich in diesen Jahren intensiv mit den neuen technischen Möglichkeiten, die in diesem modernen Massenmedium schlummerten.

Man entwickelte zum Beispiel neuartige Überblendungen und verwendete Geräuscheffekte, wie 1928 in dem von ihm verfassten Hörspiel „Hallo! Hier Welle Erdball!“ Das wurde nicht mehr wie bis dato üblich live gesendet, sondern vorab mit einer ganz neuen Rhythmisierung aufgezeichnet – mit schrillendem Telefongeklingel, Straßengeräuschen, ratternden Maschinen und vertont durch Musikeinlagen.

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Copyright: Archiv SWR

Außerdem sorgte Bischoff damals für leichte Unterhaltung im Radio, etwa mit dem damals populären Humoristen Ludwig Manfred Lommel und dessen „Geschichten aus Runxendorf“. Und gab jungen Autoren wie ► Erich Kästner erste Chancen, 1929 mit dessen Sendung „Leben in dieser Zeit“.

Nach Beginn der Nazi-Diktatur wurde Bischoff als Intendant abgesetzt und monatelang von der Gestapo inhaftiert. Nach der Einstellung des Rundfunk-Prozesses in Berlin auch gegen ihn wurde er schließlich 1934 freigesprochen und offiziell entlassen.

Bis 1945 arbeitete Bischoff danach beim Ullstein-Verlag als Lektor und außerdem als freier Schriftsteller. Er schuf mehrere Prosawerke und Gedichte in der für Schlesien typischen mystisch-romantischen Tradition. Über sein literarisches Schaffen äußerte sich Bischoff später so: „Der Zug der Gestalten, die durch meine Bücher wandern, begann in der Küche des Vaterhauses, wo sich zu den Wochenmärkten allerlei sinnierliches Landvolk, Männer und Frauen, zusammenfand, um sich an einem Topf Kaffee die Hände zu wärmen. Die Geschichten, die dabei erzählt wurden, wozu unsere Köchin das Ihre hinzuzutun wußte, sind mir alle geblieben.“

1938 wurde er von Goebbels zur Teilnahme am „Weimarer Dichtertreffen“ beordert, wohin man auch Schriftsteller holte, die dem Regime eher fernstanden.

Im März 1946 wurde er von der französischen Militärregierung zunächst zum ► künstlerischen Leiter des Südwestfunks ernannt:

Am 16. Juli 1949 wurde er dann Gründungsintendant des SWF, was er bis Ende Juni 1965 blieb und in dieser Zeit das Programm dieses Senders nachhaltig prägte.

Friedrich Bischoff war Mitglied in der 1949 gegründeten Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung sowie in der Akademie der Wissenschaften und Literatur – außerdem Ehrenbürger der Universität Mainz, die ihn 1951 wegen seiner Verdienste um den Deutschen Rundfunk zum Professor ernannte.

1954 wurde er mit dem Großen Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet und 1965 bei seinem Ausscheiden mit einem weiteren Bundesverdienstkreuz, nun mit Stern.

Bischoff starb am 21. Mai 1976 im Alter von 80 Jahren in Großweier/Baden-Württemberg.

(hhb)

 

Quellen

Konrad Werner: Bischoff, Friedrich / Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen

Bischoff, Friedrich (Fritz) Walter /Deutsche Biographie

Friedrich Bischoff und das Hörspiel / ARD1 Audiothek – SWR Retro unter 16.5.1965

Julius Sandman: Anfänge des SWR in Baden-Baden / Badische Neueste Nachrichten am 27.3.2021

Friedrich Bischoff / SWR 10.6.2021

12.3.1946 - Friedrich Bischoff wird künstlerischer Leiter des SWF /  SWR am 12.3.2022

 

Bücher + Schriften

Friedrich Bischoff: Gottwanderer - Gedichte / 1921

Friedrich Bischoff: Ohnegesicht / 1922

Friedrich Bischoff: Alter /1925

Friedrich Bischoff: Gezeiten - Gedichte / 1925

Friedrich Bischoff: Die goldenen Schlösser / 1935

Friedrich Bischoff: Schlesischer Psalter – Lyrik / 1936

Friedrich Bischoff: Der Wassermann / 1937