Werner Friedmann wurde am 12. Mai 1909 als Sohn eines jüdischen Kinderarztes in München geboren, wuchs aber weitgehend in Berlin auf. Nach dem frühen Tod des Vaters zog seine in Bayern geborene Mutter mit der Familie wieder zurück nach München.
In München besuchte er das humanistische Wilhelmgymnasium und gründete dort eine Schülerzeitung. Nach seinem Abitur im Jahr 1927 studierte er in München Philosophie und Zeitungswissenschaften und arbeitete nebenher als Reporter für die Münchner Neuesten Nachrichten und die Süddeutsche Sonntagspost. Als Reporter deckte er auf, wie sich der Österreicher Adolf Schicklgruber, der sich inzwischen Adolf Hitler nannte, die deutsche Staatsbürgerschaft erschleichen wollte, um bei der Reichspräsidentenwahl kandidieren zu können. Im März 1933 wurde er von der Gestapo verhaftet – Anklage Hochverrat. Im November wurde er entlassen, erhielt aber Berufsverbot. Trotz seiner Gegnerschaft zur NS-Ideologie und seiner Diskriminierung durch die Nürnberger Gesetze wurde er 1940 zur Wehrmacht eingezogen.
Nach seiner Entlassung aus englischer Gefangenschaft arbeitete er wieder als Journalist, zunächst als Redakteur des Bayernteils in der Süddeutschen Zeitung. 1946 wurde er dann einer der vier Lizenznehmer dieses Blattes. Es folgte sein rasanter Aufstieg zum Chefredakteur ab 1951. 1960 trat er wegen einer politisch ziemlich hochgepeitschten Affäre von dieser Position zurück: Er stolperte über die Liebesaffäre mit einer minderjährigen Angestellten des Verlags. Der Spiegel urteilte in seiner Ausgabe 21/1960: „Seit Dienstagnachmittag vergangener Woche lachen sich die Anhänger der stärksten Partei - der Christlich-Sozialen Union (CSU) - ins Fäustchen: Ihr einflußreichster Widersacher, der parteilose Linksliberale Werner Friedmann, Mitherausgeber und Chefredakteur der Süddeutschen Zeitung in München, hat sich so in Petticoats verfangen, daß er politisch erledigt ist.“
Noch nicht so ganz – ab 1961 konzentrierte Friedmann sich vollständig auf die von ihm 1948 gegründete Münchner Abendzeitung, die er jetzt als junges intelligentes wie unterhaltsames Boulevard-Blatt zu ungekannter Größe führte. Schon im Jahr zuvor hatte der SPIEGEL in Heft 18/1960 befunden, mit diesem Blatt würde man endlich „den altbayrisch-muffigen Geist in der bajuwarischen Metropole eindämmen und wesentlich dazu beitragen, daß sich sein (Friedmanns) geliebtes ‚Millionendorf’ zu einer weltoffeneren, fast liberalen Einstellung durchringt.“ Und Wolf Schneider urteilte über Werner Friedmann: „Nur Henri Nannen war ein noch eindrucksvollerer Journalist als er.“
Mit den Erlösen seiner erfolgreichen Abendzeitung finanzierte er auch das Werner-Friedmann-Institut als journalistische Nachwuchsschule. Und gründete eine Werner-Friedmann-Stiftung für alte und bedürftige Journalisten und Künstler.
Im Mittelpunkt seiner Berufsauffassung stand der Kampf für Demokratie und Toleranz. Auf die Frage nach den Aufgaben der Presse nannte er neun Punkte, von denen die meisten noch hoch aktuell sind:
(Quelle: Christian Adler: Die Geschichte der Abendzeitung: Von Werner Friedmann, dem Institut und den Plänen für Stuttgart und Augsburg in newsroom.de am 11.10.2012)
Werner Friedmann starb kurz vor seinem 60zigsten Geburtstag am 23. April 1969 in München an einem Herzinfarkt.
(hhb)