Klaus Harpprecht, ein vielfach ausgezeichneter Journalist, arbeitete für den Rundfunk, für Zeitungen und Zeitschriften sowie das Fernsehen im In- und Ausland. Zwei Jahre lang, von 1972 bis 1974 war er Redenschreiber für Willy Brandt und später ein zudem viel gelesener Sachbuchautor.
Klaus Harpprecht wurde am 11. April 1927 in Stuttgart geboren und wuchs dort in einer pietistischen Pfarrersfamilie auf. Sein Vater war während der NS-Zeit Mitglied der „Bekennenden Kirche“. Noch in der Schulzeit bewarb sich Harpprecht 1944 als Offiziersanwärter beim Heer, um so einer drohenden Einberufung in die SS zu entgehen. Im Krieg wurde er verwundet und erlebte das Kriegsende im Lazarett. Das Abitur konnte er dann im Evangelischen Seminar zu Blaubeuren nachholen.
1948 begann Harpprecht als Volontär bei der Wochenzeitung Christ und Welt. 1954 wechselte er zum Hörfunk, zunächst als Kommentator beim RIAS Berlin. Ab 1956 arbeitete er dann für den WDR in Köln. Anfang der 1960er Jahre produzierte er zusammen mit seiner Frau Renate Lasker-Harpprecht Fernsehreportagen für die Windrose GmbH, die ► Peter von Zahn leitete. Danach ging er für das ZDF als Auslandskorrespondent in die USA, mit Sitz in Washington. In der Rückschau auf sein Leben sei das die für ihn interessanteste und auch entspannendste Zeit in seinem Berufsleben gewesen.
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Zurück in Deutschland leitete er von 1966 bis 1969 den S. Fischer Verlag in Frankfurt/Main und war bis 1971 einer der Herausgeber der Zeitschrift Der Monat, die nach Aufdeckung obskurer Finanzbeihilfen durch die CIA 1968 an den ZEIT-Verlag verkauft wurde.
Von 1972 bis zu Brandts Rücktritt arbeitete Harpprecht als Redenschreiber für den Kanzler. 1978 war er ein Jahr lang Chefredakteur des GEO Magazins und ab 1982 Frankreich-Korrespondent für DIE ZEIT mit Sitz in Paris.
In all diesen Jahren verfasste er neben seiner journalistischen Arbeit zahlreiche Biographien, zum Beispiel über Thomas Mann, über Gräfin Marion Dönhoff oder den Gefängnispfarrer Harald Poelchau, der während der Nazi-Zeit bis 1945 etwa 1.000 Verurteilte zu ihrer Hinrichtung begleiten musste und Briefe von ihnen oder an sie ins bzw. aus dem Gefängnis schmuggelte. Zu Bestsellern wurden auch seine Länderporträts über die USA oder Frankreich.
Im Sommersemester 1990 war er Gastprofessor an der Gesamthochschule Kassel und im Frühjahr 2004 Dozent für die „Poetik des Journalismus“ am Institut für Publizistik und Kommunikationswissenschaft der Universität Wien. Und von Oktober 2007 bis Ende 2010 war er als Nachfolger von Hans Magnus Enzensberger zusammen mit Michael Naumann Herausgeber der Buchreihe „Die Andere Bibliothek“.
Klaus Harpprecht wurde mehrfach ausgezeichnet: 1966 mit dem Theodor-Wolff-Preis und dem Joseph-E.-Drexel-Preis. 2009 erhielt er den Lessing-Preis der Freien und Hansestadt Hamburg – in der Begründung der Jury hieß es: „In seinem Wirken ist ihm eine erstaunliche Synthese von Kultur und Politik, Macht und Geist, Journalismus und Literatur gelungen.“ Und 2011 bekam Klaus Harpprecht erneut den Theodor-Wolff-Preis, dieses Mal für sein Lebenswerk.
Klaus Harpprecht starb am 21. September 2016 in La Croix-Valmer in der Provence-Alpes-Côte d’Azur, wo er zusammen mit seiner Frau Renate, die die Lagerhaft in Ausschwitz und Bergen-Belsen überlebt hatte, seinen Ruhestand verbrachte.
(hhb)
Quellen:
Ich war ein Brandt-Mann / SPIEGEL-Gespräch mit Klaus Harpprecht Nov. 2014
Klaus Harpprecht ist tot / SPIEGEL 21.9.2016
Bücher:
Klaus Harpprecht: Auf der Höhe der Zeit? Journalismus. Der schönste, der schrecklichste aller Berufe / Wien 2005
Klaus Harpprecht: Schräges Licht: Erinnerungen ans Überleben und Leben / Autobiographie S. Fischer Verlag 2014