Theodor Wolff wurde am 2. August 1868 in Berlin geboren. Nach der Mittleren Reife erhielt er im Verlag seines Vetters Rudolf Mosse eine gründliche kaufmännische und journalistische Ausbildung. In Mosses „Berliner Tageblatt“ veröffentlichte er seine ersten Reiseberichte, Theater- und Literaturkritiken.
Für das die Zeitung ging er 1894 als Korrespondent nach Paris und berichtete mit großer Sympathie aus und über Frankreich. Er engagierte sich für eine wirkliche Versöhnung mit dem westlichen Nachbarn: „Ich habe die Stimmung in Frankreich niemals schlechter gesehen als zur Zeit unserer liebenswürdigsten Werbungen.“ Aufsehen erregten 1896 seine Berichte über die Dreyfus-Affäre - wie Zolas „J’accuse“ und der den Prozess begleitende kämpferische Journalismus schließlich der Gerechtigkeit zum Sieg verhalfen. Diesem erlebten Ethos fühlte sich Wolff von da an verpflichtet.
Nachdem er 1906 die Chefredaktion des „Berliner Tageblatts“ übernommen hatte, entwickelte er es zur wichtigsten liberalen Hauptstadtzeitung. Sein Engagement für mehr Bürgerrechte, für die Abschaffung des Dreiklassen-Wahlrechts und mehr Parlamentarisierung hatte zur Folge, dass das „Berliner Tageblatt“ von den amtierenden Politikern der Wilhelminischen Zeit geschnitten wurde. Man verweigerte Interviews, ja sogar die Übermittlung von offiziellen Nachrichten. Für jede Montagsausgabe verfasste Wolff in elegantem Klartext seinen viel gelesenen und oft heftig diskutierten Leitartikel.
Nach dem Zusammenbruch des Kaiserreiches engagierte sich Wolff in der Weimarer Republik auch politisch. Zunächst als Mitbegründer der „Deutsche Demokratische Partei“ (DDP). Er verließ die Partei 1926, nachdem sie verschärften Zensurbestimmungen gegen die sogenannte „Schmutz- und Schundliteratur“ zugestimmt hatte.
Das „Berliner Tageblatt“ wurde von den Deutschnationalen und Rechtsradikalen als „Judenblatt“ verunglimpft. Wolff selbst tauchte ab 1923 auf mehreren Mordlisten auf und musste fürchten, wie Außenminister Walther Rathenau einem Attentat zum Opfer zu fallen. Dennoch blieb er sich als liberaler Journalist treu und führte einen entschiedenen Kampf gegen den Hass rechtsradikaler Verbände oder der NSDAP, aber auch gegen Radikale von links.
Wolffs letzter Leitartikel erschien am 5. März 1933, sechs Tage nach dem Reichstagsbrand. Da hatten die Nazis mit dem Reichsgesetzblatt vom 28. Februar das Recht auf freie Meinungsäußerung, Pressefreiheit und Versammlungsrecht eingeschränkt und sogar Eingriffe auf das Brief-, Post-, Telegrafen- und Fernsprechgeheimnis verkündet. Und Wolffs Bücher mit dem Feuerspruch - „Gegen volksfremden Journalismus demokratisch-jüdischer Prägung, für verantwortungsbewusste Mitarbeit am Werk des nationalen Aufbaus! Ich übergebe der Flamme die Schriften von Theodor Wolff“ – verbrannt.
Theodor Wolff floh über Tirol in die Schweiz. Als er hier keine Aufenthaltsgenehmigung erhielt, wechselte er Ende 1933 nach Nizza. Dort im Exil arbeitete er als Schriftsteller, bis er nach der französischen Niederlage 1943 von der italienischen Polizei verhaftet und der Gestapo übergeben wurde. Die lieferte ihn ins Gefängnis Berlin-Moabit und danach ins KZ Oranienburg ein. Wegen einer schweren Infektionskrankheit wurde er am 20. September 1943 ins Jüdische Krankenhaus Berlin gebracht. wo er
Theodor Wolff starb dort drei Tage später am 23. September 1943.
(hhb)
Bücher
Bernd Sösemann: Theodor Wolff – Ein Leben mit der Zeitung; Econ 2000
Bernd Sösemann: Theodor Wolff – Der Chronist / Krieg, Revolution und Frieden im Tagebuch 1914 bis 1919; Econ 1997
Bernd Sösemann: Theodor Wolff - Der Journalist / Berichte und Leitartikel; Econ 1993
Wer war Theodor Wolff? (aus Theodor-Wolff-Preis)