F. W. Bernstein

F. W. Bernstein wurde 1938 als Fritz Weigle in Göppingen geboren. Dort besuchte er das Gymnasium und bekam schon in der Schulzeit von seinen Mitschülern den Spitznamen „Bernstein“, wohl weil er damals unentwegt von dem amerikanischen Karikaturisten Saul Steinberg schwärmte.

Nach dem Abitur studierte er 1957 an der „Stuttgarter Kunstakademie“, wo er Robert Gernhardt kennenlernte. Beide wechselten ein Jahr später an die „HdK Hochschule der Künste“ in Berlin. Bernstein kehrte 1960 nach Stuttgart zurück, um dort seine Lehramtsprüfung zum Kunsterzieher abzulegen. Im Wintersemester 1961 nahm er das Grafik-Studium in Berlin wieder auf und begann, gleichzeitig an der Freien Universität Germanistik zu studieren. 1964 legte er die Prüfung für das Zweitfach Germanistik ab und arbeitete danach als Redaktionsmitglied für die Satirezeitschrift Pardon. Gemeinsam mit Robert Gernhardt und F.K. Waechter initiierte er die doppelseitige Pardon-Beilage WimS Welt im Spiegel. Sie war eine als Provinzzeitung aufgemachte wunderbare Spielwiese ihrer Macher – „pro bono-contra malum“ (für das Gute - gegen das Böse) – voller Cartoons, Comic Strips und Nonsense-Geschichten. 

 

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Copyright: Britta Frenz / Caricatura Museum Frankfurt

1966 startete Weigle seine Lehrer-Laufbahn als Referendar in Frankfurt-Sachsenhausen und wechselte zwei Jahre später als Assessor nach Bad Homburg und schließlich als Studienrat nach Bad Vilbel. Ab 1972 lehrte er als Hochschuldozent zunächst in Göttingen und von 1984 bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1999 als wohl weltweit einziger „Professor für Karikatur und Bildgeschichte“ an der HdK in Berlin.

Zusammen mit den Zeichnern Robert Gernhardt, F.K. Waechter, Chlodwig Poth, Hans Traxler und den Autoren Bernd Eilert, Eckhard Henscheid und Peter Pit Knorr gründete er die sogenannte „Neue Frankfurter Schule“ sowie das Satiremagazin Titanic. Er verhalf dieser Gruppe auch zu ihrem Motto mit seinem Zweizeiler:

„Die schärfsten Kritiker der Elche waren früher selber welche!“

Bernstein war eine Doppelbegabung – man liebte ihn wegen seiner Karikaturen und Cartoons oder Wimmelbilder, aber auch für seine Nonsense-Lyrik und den „höheren Unsinn“ aus seiner Feder. Er gehörte zu den Gründern des „Caricatura-Museums für Komische Kunst“ in Frankfurt, das heute mehr als 3.000 Arbeiten von ihm besitzt. Vor dem Museum steht eine Skulptur mit dem Wappentier der „Neuen Frankfurter Schule“, einem von Hans Traxler geschaffenen Elch. Übrigens bezieht sich besagte „Neue Frankfurter Schule“ augenzwinkernd auf ihre berühmte philosophische Schwester, auf die „Frankfurter Schule“ der Philosophen und Soziologen Theodor W. Adorno und Max Horkheimer, die sich seinerzeit unter anderem in ihrem Buch „Dialektik der Aufklärung“ um die Aufdeckung von Herrschaftsverhältnissen kümmerten. Was die Satiriker mit ihren Mitteln in der Titanic fortsetzten.

Der Zeichner und Lyriker wurde vielfach ausgezeichnet. F. W. Bernstein, von seinen Bewunderern als „Altmeister der gepflegten Respektlosigkeit“ bezeichnet, starb nach langer Krankheit am 20. Dezember 2018 in Berlin.

(hhb)

 

Auszeichnungen
2003    Göttinger Elch, Preis für Humor und Satire
2003    Binding-Kulturpreis - zusammen mit der Neuen Frankfurter Schule
2007    Heinrich-Schickhardt-Preis der Stadt Göppingen
2008    Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor
2008    Wilhelm-Busch-Preis, Hannover
2011    Deutscher Karikaturenpreis für sein Lebenswerk
2018    Ludwig-Emil-Grimm-Preis der Stadt Hanau