Hermann Degkwitz

Hermann Degkwitz, ein deutscher Grafikdesigner, Illustrator, Karikaturist, Journalist und Hochschullehrer, wurde durch seine zahlreichen fantasievoll gezeichneten Titelbilder für das Magazin Der Spiegel bekannt. Einige davon wurden 1972 sogar von der Documenta 5 in Kassel ausgestellt.

Hermann Degkwitz wurde am 29. August 1921 in München als Sohn eines Kinderarztes geboren. Ab 1924 verbrachte er seine Kindheit zunächst in Greifswald; später wuchs er in Hamburg auf, wo sein Vater 1932 Ordinarius für Kinderheilkunde an der Hamburger Universität und Chefarzt der Kinderklinik im Universitätskrankenhaus Eppendorf geworden war.

Hermann Degkwitz besuchte in Hamburg das Wilhelm-Gymnasium und studierte nach seinem Abitur von 1938 bis 1941 an der Hamburger Kunsthochschule sowie Chemie an der Universität. 1940 gründete er in Hamburg zusammen mit seinem Kommilitonen Willi Renner das sogenannte „Musenkabinett“, einen generationsübergreifenden Gesprächskreis von Intellektuellen, Schauspielern, Schriftstellern, Künstlern und Studenten, zu dem auch Wolfgang Borchert und der Buchhändler Felix Jud gehörten. Man traf sich in Privathäusern und diskutierte dort offen miteinander. 1941 wurde Degkwitz von einer früheren Freundin und Mitstudentin denunziert und von der Gestapo wegen wehrkraftzersetzender Äußerungen verhaftet. Kurzzeitig war er im KZ Fuhlsbüttel inhaftiert und wurde anschließend zu Frontbewährung verurteilt, die er im Sanitätsdienst überlebte.

 

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Copyright: privat, Peter Degkwitz

Nach Kriegsende begann er politische Karikaturen zu zeichnen und sich politisch zu betätigen. Zwischen 1946 und 1949 war er für die KPD Wasserkante tätig, zuerst in Süd-Schleswig, später dann als Sekretär für Agitation und Propaganda in Schleswig-Holstein. Wegen Abweichungen und Disziplinlosigkeit wurde er 1949 ausgeschlossen.

Ab März 1949 arbeitete er als freier Fotoreporter und verfasste als Journalist sozialkritische Reportagen für verschiedene Zeitschriften. Nachdem mehrere dieser Medien 1950 in Konkurs gingen, musste er seine Reportertätigkeit beenden und seinen Lebensunterhalt als Gebrauchsgraphiker verdienen, vor allem mit Film- und Werbeplakaten.

Durch Vermittlung des ehemaligen Spiegel-Redakteurs und damaligen stellvertretenden Leiters des Bundespresseamtes Conrad Ahlers wurde Degkwitz Mitte der 60er Jahre freier Mitarbeiter des Hamburger Nachrichtenmagazins, das in Heft 5/1967 das erste Titelbild von ihm druckte. Thema: „Maos letztes Gefecht“ während seiner Kulturrevolution, gegen andersdenkende Funktionäre in der kommunistischen Partei Chinas.Von da an ging es Schlag auf Schlag, von 1967 an 28 Jahre lang bis 1995. Dutzende Titelseiten für den Spiegel illustrierte er mit seinen fantasievoll gezeichneten Bildern.

 

Der Spiegel Ausgabe 5 / 1967

Der Spiegel Ausgabe 5 / 1968

Der Spiegel Ausgabe 11 / 1970

Der Spiegel Ausgabe 11 / 1979

Der Spiegel Ausgabe 14 / 1967

Der Spiegel 18 / 1968

Der Spiegel Ausgabe 18 / 1969

Der Spiegel Ausgabe 22 / 1967

Der Spiegel Ausgabe 46 / 1982

Der Spiegel Ausgabe 50 / 1973

1970 erhielt Hermann Dengkwitz für diese Arbeiten den Erich-Klabunde-Preis des Deutschen Journalisten-Verbands Nord.

1972 wurde in der von Harald Szeemann zusammengestellten Documenta 5 erstmals auch Gebrauchskunst ausgestellt. In der Abteilung „Parallele Bildwelten: Gesellschaftliche Ikonographie“ wurden mehrere von Degkwitz gestaltete Spiegel-Titel ausgestellt.

1974 berief die Hochschule für Künste in Bremen Degkwitz als Dozent für Illustration.

In den 70er und 80er Jahren begann er dann, sich intensiv mit der Technik des Kupferstechens zu beschäftigen. So entstanden mehrere Serien mit künstlerischen Blättern im Tiefdruck.

Am 7. Dezember 2007 starb Hermann Degkwitz an den Folgen eines Aneurysmas in Hohenfelde/Kreis Steinburg, wo er seit 1949 seinen Hauptwohnsitz hatte.

(hhb)

 

Quellen:

Biographie und Werk Hermann Degkwitz 1921 – 2007

 

Bücher:

Stefan Aust/Stefan Kiefer: Die Kunst des SPIEGEL – Titel-Illustrationen aus fünf Jahrzehnten