Peter Tamm

Peter Tamm wurde am 12. Mai 1928 in eine der ältesten Seefahrerfamilien Hamburgs hinein geboren. Mehrere seiner Vorfahren waren in der Zeit von 1650 bis 1800 sog. Konvoi-Kapitäne auf bewaffneten Schiffen, die Begleitschutz für Hamburger Handelsschiffe leisteten. Zwei von ihnen, Caspar und Martin Tamm, waren sogar Schiffsführer auf der zweiten bzw. dritten „Wappen von Hamburg“.

Nach seinem Schulbesuch wurde Peter Tamm 1944 im Alter von 16 Jahren als Seekadett zur Marine einberufen und diente auf dem Segelschulschiff „Gorch Fock“. Nach Kriegsende interessierte er sich für den Verbleib hamburgischer Schiffe und sammelte darüber Daten, Fakten und Fotos. Seinen Bericht bot er 1948 dem neu gegründeten Hamburger Abendblatt an, das ihm den Artikel abkaufte und ihm einen Vertrag als freier Mitarbeiter und Schifffahrtsredakteur anbot. Durch diese Tätigkeit konnte er ein Studium der Wirtschaftswissenschaften an der Hamburger Universität finanzieren. Im Jahr darauf wurde er festangestellter Redakteur und ab 1953 Ressortleiter. In dieser Zeit unternahm er mehrere größere Fahrten auf Frachtern, etwa nach Westindien, Sibirien oder Südamerika, und verfasste über diese Erlebnisse auch Geschichten zu den Schiffen, Reedereien oder Werften.

 

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1958 wechselte er ins Verlagsgeschäft, wurde Mitglied der Verlagsleitung des Hamburger Abendblattes und schon zwei Jahre später Geschäftsführer der von Axel Springer gerade gekauften Ullstein GmbH, welche die Blätter Berliner Morgenpost und BZ herausgab. Diese beiden Zeitungen wurden unter seiner Verantwortung gründlich modernisiert. Axel Springer holte ihn daraufhin 1962 nach Hamburg zurück und machte ihn zum Verlagsleiter der BILD-Zeitung sowie zum stellvertretenden Verlagsleiter der Bild am Sonntag.

1964 kehrte er als Vorsitzender des Direktoriums im Verlagshaus Axel Springer & Sohn Berlin zurück in die geteilte Stadt und wirkte ab 1966 in dieser Funktion im neu errichteten Verlagshaus in der Kochstraße, direkt an der Berliner Mauer. 1968 wurde er dann als Nachfolger von Christian Kracht allein zeichnungsberechtigter Geschäftsführer der Axel Springer Verlags GmbH.

Als Axel Springer seinen Verlag 1970 in eine Aktiengesellschaft umwandelte, machte er Peter Tamm zum alleinigen Vorstandschef. Tamm baute das Verlagsgeschäft weiter kontinuierlich aus, brachte zum Beispiel Auto-BILD auf den Markt und festigte den Verlag als Zeitungsimperium. Nach der Wiedervereinigung investierte er in Zeitungen in Osteuropa und gehörte schon 1988 zu den Mitgründern der österreichischen Tageszeitung Der Standard.

Nach heftigen internen Kämpfen vor allem mit dem damaligen Springer-Großaktionär und Filmhändler Leo Kirch verließ Tamm – der intern voller Hochachtung der „Admiral“ genannt wurde, im Juli 1991 vorzeitig das Verlagshaus und machte seinem vom Zigarettenkonzern Reemtsma kommenden Nachfolger Günter Wille Platz – der im Verlag als „Kippendreher“ geschmäht wurde. Tamm war anschließend von 1993 bis 1998 Mitgesellschafter und Geschäftsführer der GME Gesellschaft für Medienberatung und Entwicklung mbH.

Zeit seines Lebens hatte Peter Tamm mit Leidenschaft und großer Kenntnis eine international anerkannte Sammlung zur Schifffahrts- und Marinegeschichte zusammengetragen. Zunächst in seinem Privathaus an der Elbchaussee, später dann in dem von ihm restaurierten ehemaligen Parkhotel Teufelsbrück. 2008 wurde dann das „Internationale Maritime Museum Hamburg IMMH“ in einem ihm von der Stadt in Erbpacht überlassenen Speicher der HafenCity eröffnet, wo heute tausende der von Tamm gesammelten Exponate über die Seefahrt zu besichtigen sind: Knochenschiffe und Schiffsmodelle, Gemälde, Grafiken, Navigationsinstrumente, Seekarten sowie Speisekarten von Luxusdampfern. Auch Militaria: Uniformen und Waffen, darunter zwei Bordkanonen von Admiral Nelson.

Peter Tamm starb am 29. Dezember 2016 und wurde auf dem Nienstedtener Friedhof beigesetzt. Hamburgs erster Bürgermeister Olaf Scholz würdigte den ehemaligen Top-Manager und Museumsgründer mit diesen Worten: Peter Tamm war eine hanseatische Institution. Die Sammlung, die er seiner Heimat hinterlassen hat, wird viele Generationen mit ihm verbinden“.

(hhb)