Montenegro: Pressefreiheit kein hohes Gut

Der Investigativjournalist Jovo Martinović aus Montenegro ist erneut zu einer Haftstrafe von zwölf Monaten verurteilt, muss diese aber nicht antreten. In der Neuauflage seines Prozesses urteilte das Gericht in der Hauptstadt Podgorica am 8. Oktober, dass der Experte für organisierte Kriminalität in Drogengeschäfte verwickelt gewesen sei. Erdrückende Beweise indes, dass Martinovićs Kontakte in dieses Milieu ausschließlich seinen journalistischen Recherchen dienten, ignorierte das Gericht. Montenegros Justiz gilt als regierungsgesteuert und die Pressefreiheit ist dort kein hohes Gut. Montenegro belegt in Europa den vorletzten Platz vor dem Schlusslicht Bulgarien. Am 22. Oktober 2015 wurde Martinović verhaftet und verbrachte danach fast 15 Monate in Untersuchungshaft. Im Januar 2019 war der Journalist in erster Instanz zu 18 Monaten Haft verurteilt worden. Dieses Urteil hatte eine Berufungsinstanz im Oktober 2019 als unbegründet aufgehoben und einen neuen Prozess angeordnet. Martinović wird aufgrund des jetzigen Urteils jedoch nicht ins Gefängnis kommen, weil er die Dauer der Haftstrafe bereits mit seiner Untersuchungshaft verbüßt hat. (hk)

 

Balkan Insight: Montenegro Jail Sentence for Investigative Journalist Condemned as ‘Kafkaesque’

NZZ: Nicht über jeden Verdacht erhaben. Ein montenegrinisches Gericht verurteilt einen kritischen Journalisten wegen Drogenhandels

Reporter ohne Grenzen: Absurde Haftstrafe für Investigativjournalist